«Mir und meiner Frau wurde vorgeworfen, Sex-Partys zu organisieren»
Schweizer Staatsanwalt in der Swinger-Falle!

Ein Staatsanwalt in der Schweiz wird Opfer einer Schmutzkampagne. Kollegen verbreiten intime Fotos und Details aus seinem Sexleben als Swinger, um ihn aus dem Amt zu drängen. Blick hat mit dem Juristen gesprochen.
Publiziert: 26.03.2025 um 17:06 Uhr
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Aktualisiert: 27.03.2025 um 09:00 Uhr
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Der Staatsanwalt Alexander P.* und seine Frau sind seit vielen Jahren in der Swinger-Szene aktiv.

Darum gehts

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Helena GrafReporterin

Eine Staatsanwaltschaft in der Deutschschweiz ist Schauplatz einer schmutzigen Intrige. Mitarbeiter wollen den Staatsanwalt Alexander P.* loswerden. Und dabei scheint ihnen jedes Mittel recht zu sein.

So verbreiten die Intriganten intime Fotos und Details aus Alexander P.s Sexleben. Der Staatsanwalt und seine Frau sind seit vielen Jahren in der Swinger-Szene aktiv. «Meine engsten Mitarbeiter wissen das», erklärt P. gegenüber Blick. «Das ist unsere Sexualität, und dazu stehen wir.» Trotzdem hören die Intriganten nicht auf. Die Swinger-Schmierenkampagne wird sogar Thema im Regierungsrat! In Absprache mit dem Staatsanwalt nennt Blick den konkreten Kanton nicht.

Swinger zu sein, bedeutet, mit mehreren wechselnden Partnern Sex zu haben. Oftmals vor den Augen anderer Swinger.

«Das ist nicht einfach Porno»

Das Ehepaar P. sucht über eine Swinger-Plattform nach Gleichgesinnten. Sie nutzen einen falschen Wohnort und falsche Namen, wie viele in der Szene. Auf den Fotos sind ihre Gesichter nicht zu sehen. Alexander P. sagt: «Erst, wenn wir mit jemandem schon länger chatten, ihm vertrauen, schicken wir Fotos, auf denen wir zu erkennen sind.»

Alexander P. betont, viele Menschen hätten ein falsches Bild eines Swinger-Daseins: «Das ist nicht einfach Porno, sondern ein respektvoller sexueller Umgang mit Personen, die ihre Sexualität anders leben.»

In seinem beruflichen Umfeld scheinen das einige anders zu sehen. Mitarbeiter versuchen, P.s Privatleben gegen ihn zu verwenden.

Staatsanwalt soll Sex-Partys organisieren

Vor einigen Jahren etwa leitete Alexander P. ein Umstrukturierungsprojekt innerhalb der Staatsanwaltschaft. «Ich habe dort pointiert meine Meinung vertreten, was einige Mitarbeiter gestört hat», erzählt er. «Doch jemand musste die Massnahmen umsetzen.»

Kurz darauf muss er bei seinem Chef antraben. Jemand hatte ihn bei der Kantonsregierung angeschwärzt. Im Gespräch mit seinem Vorgesetzten wird rasch klar, dass es um seine Aktivitäten als Swinger geht: «Mir und meiner Frau wurde vorgeworfen, anrüchige Sex-Partys zu organisieren.»

Alexander P. stellt klar: «Wir haben einmal Silvester mit Kollegen aus der Swinger-Szene gefeiert.» Dabei sei es nicht nur um Sex gegangen.

«Girls wanna have fun?»

Weiter heisst es, P. habe via die App Telegram nach Sexpartnerinnen gesucht – ohne seine Handynummer zu unterdrücken. Ein Screenshot seines damaligen Accounts liegt Blick vor: Auf dem Profilbild ist ein nackter Oberkörper zu sehen, unter Status steht: «Girls wanna have fun?» – «Mädels, wollt ihr Spass haben?»

Der Staatsanwalt erklärt: «Meine Frau und ich haben den Account gemeinsam eröffnet. Mir war nicht bewusst, dass ich meine Nummer proaktiv unterdrücken muss. Das war ein dummer Fehler, den ich gerne rückgängig machen würde.» Der Account sei nur einige Tage online gewesen. Dann habe ihn ein Freund darauf hingewiesen, dass seine Handynummer zu sehen sei.

Gemeinsam mit seiner Frau schreibt Alexander P. damals eine Stellungnahme. Die Vorwürfe werden untersucht – und fallen gelassen. «Ich dachte, damit wäre die Geschichte gegessen.»

Swinger-Staatsanwalt sei Sicherheitsrisiko

Doch in diesem Jahr stehen bei der Staatsanwaltschaft erneut Veränderungen an. Wieder kommt es zu Diskussionen. Blick wird ein Brief zugeschickt: Darin werden die früheren Vorwürfe gegen Alexander P. wiederholt. Und ein neuer obendrauf gesetzt: Die Absender suggerieren, dass an der Silvesterparty etwas Illegales vorgefallen sei. So sollen verschreibungspflichtige Substanzen konsumiert worden sein.

Alexander P. widerspricht: «Wir konsumieren keine illegalen Substanzen. Das ist für meine Frau und mich ein absolutes No-Go.»

Swinger zu sein, sei nicht illegal, betont der Staatsanwalt. «Unser Privatleben wird aber von Intriganten genutzt, um uns zu schaden.»

Im Brief wird argumentiert, der Staatsanwalt könnte wegen seiner Swinger-Aktivitäten und seiner Fahrlässigkeit erpressbar sein. «Ohne Zweifel ist das Ehepaar P. ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Staatsanwaltschaft», heisst es im Schreiben.

Weitere Sex-Geschichten verbreitet

Alexander P. hat inzwischen eine Anzeige gegen unbekannt eingereicht – wegen Ehrverletzung, Nötigung, Diskriminierung und falschen Anschuldigungen. Die Intriganten machen derweil weiter, involvieren die Ombudsstelle, verbreiten weitere Sex-Geschichten.

Was den Staatsanwalt besonders belastet: Die Intriganten müssen aus seinem engen Arbeitsumfeld stammen. P. sagt: «Vermutlich sehe ich der Person, die mich hintergeht und loswerden will, jeden Tag ins Gesicht. Das schmerzt.»

Mit dem Swingen aufzuhören, komme für ihn und seine Frau aber nicht infrage. «Wir lassen uns unser Privatleben nicht vorschreiben.»

* Name geändert

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