Milliardär Bertarelli kauft Hausberg von Ex-Skistar Mike von Grünigen
«Lassen Sie uns unseren Berg!»

Milliardär Ernesto Bertarelli hat in Schönried BE die Bergbahn und die Bergstation des Rellerli gekauft. Bertarelli will die Bahn jetzt abreissen und stattdessen ein Luxusressort bauen. Ex-Weltmeister Mike von Grünigen ist entsetzt.
Publiziert: 18.10.2015 um 19:06 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:14 Uhr
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Ex-Skistar Mike von Grüningen richtet Appell an Milliardär Bertarelli.
Foto: RDB

Die Sicht auf die Landschaft rund um Gstaad ist atemberaubend. Im Sommer ist der nach Süden ausgerichtete Berg ein beliebtes Wandergebiet, im Winter ziehen hier Skifahrer ihre Kurven in den Schnee. Das Rellerli ist der Hausberg von Schönried BE bei Gstaad. Es ist auch der Hausberg von Mike von Grünigen (46). Hier hat der zweifache Riesenslalom-Weltmeister und Olympia-Bronze-Gewinner von Nagano seine ersten Kurven in den Schnee gezogen.

Doch jetzt wird das Rellerli verkauft. Für 15 Millionen Franken sollen die Gondelbahn und die Bergstation an Milliardär Ernesto Bertarelli (50) gehen. Und der plant, die Bahn abzureissen! Anstelle der Bergstation soll eine Luxuslodge entstehen.

Dagegen formiert sich Widerstand. Auch Mike von Grünigen ist gegen einen Verkauf.

«Es ist schade, dass die Gondelbahn abgerissen werden soll, denn das Rellerli ist einer der schönsten Berge in unserer Region», sagt Mike von Grünigen. Er bekämpfte an der Gemeindeversammlung von Saanen Ende September den Rellerli-Verkauf. Am Ende wurde er überstimmt.

Zu den Befürwortern des Rellerli-Deals gehört Emanuel Raaflaub (53), Verwaltungsratspräsident der Gstaader Bergbahnen und SVP-Gemeinderat von Saanen BE. Obwohl der Landwirt und Skilehrer weiss, dass das Rellerli für die Leute in der Region eine Herzensangelegenheit ist: «Generationen haben in die Bahnen Arbeit und Geld gesteckt. Es schmerzt, wenn ein Teil davon verkauft wird.» Die Vorverträge sind aber bereits unterzeichnet. Die Gondelbahn soll noch bis 2018 fahren. Dann wird die Bergstation umgebaut. «Wir haben eine Klausel, dass das Resort teilweise für die Öffentlichkeit zugänglich bleibt», beruhigt Raaflaub.

Der Verkauf ist so gut wie unter Dach und Fach: Am 26. Oktober muss die Generalversammlung der Bergbahnen Gstaad zwar noch über das 60 Millionen schwere Sanierungspaket abstimmen – der Verkauf des Rellerli ist Teil davon. Die Mehrheitsaktionäre, die drei grössten Gemeinden der Region, haben schon zugestimmt. Die im November terminierten Abstimmungen in vier weiteren Besitzergemeinden ändern nichts mehr.

Noch offen ist, ob der Kanton Waadt der Sanierung zustimmt. Wenn nicht, kommt sie nicht zustande. Auch Ernesto Bertarelli könnte sich noch zurückziehen. Dann stünde der Verwaltungsrat der Bergbahnen vor einem Scherbenhaufen. «Ohne Bertarelli ist die Sanierung nicht möglich», sagt Raaflaub.

Zuletzt machten die Gstaader Bahnen drei Millionen Franken Verlust pro Jahr. Um 15 Millionen musste der Wert ihrer Anlagen nach unten korrigiert werden. «Wir haben zu viele Bahnen und zu wenige Gäste», sagt Raaflaub.

Mike von Grünigen sieht den Investitionsbedarf. Trotzdem sieht er den Rellerli-Verkauf kritisch: «Es ist schön, dass Bertarelli in unsere Region investiert. Eine Beteiligung wäre aber nachhaltiger.» Er sagt deshalb: «Herr Bertarelli, diskutieren wir gemeinsam über die Zukunft des Rellerli.» lCyrill PInto

Ernesto Bertarelli mit seiner Frau Kirsty – sie haben ihren Wohnsitz in Gstaad und kaufen das Rellerli.

Am Rellerli hat Mike von Grünigen im Winter 1971/72 die ersten Bögen geübt.Mike von Grünigen fände eine Beteiligung statt eines Verkaufs des Rellerli die bessere Lösung.

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