Es beginnt mit leichten Schmerzen in der rechten Wade. Milena Da Silva (22) aus Stans NW ist im Frühling 2017 gerade auf dem Weg zur Arbeit, als sie ein Stechen in der rechten Wade spürt. «Da habe ich noch gedacht, dass es ein Krampf ist und bald verschwindet», sagt die gelernte Sterilisationsfachfrau zu BLICK. Doch die Schmerzen bleiben, werden sogar schlimmer.
Die Ärzte vermuten eine Thrombose oder einen eingeklemmten Nerv. Die damals 19-Jährige bekommt Blutverdünner und Spritzen – nichts hilft. Bei einer Ultraschall-Untersuchung wird eine Zyste entdeckt. Der Übeltäter scheint gefunden. «Ich dachte, rausschneiden und die Sache ist vorbei», so die 22-Jährige. Zwei Tage nach der Untersuchung wird die Geschwulst entfernt. «Die Ärzte sagten mir, wenn ich einen Monat lang nichts mehr höre, wäre es überstanden.»
«Wie viel Zeit habe ich noch?»
Knapp ein Monat vergeht. Dann klingelt plötzlich ihr Handy. Ihr Arzt ist dran. Milena Da Silva soll sofort ins Spital kommen. Das Ergebnis der Biopsie ist da – und es sieht nicht gut aus. Die junge Frau hat einen bösartigen Tumor im Bein. Krebs! Die Diagnose trifft sie wie ein Schlag. Unzählige Fragen schiessen ihr durch den Kopf. «Wie viel Zeit habe ich noch? Muss ich jetzt eine Chemotherapie machen? Werde ich sterben?»
Während sie mit den Tränen kämpft, wird ihr erklärt, dass eine Chemotherapie keinen Sinn macht. In ihrem Bein wurde ein Sarkom entdeckt. Eine besonders seltene Krebs-Form. Einzig eine Strahlentherapie könnte helfen. Die Schweizerin gibt die Hoffnung nicht auf, entscheidet sich für die Bestrahlung. Fünf Tage die Woche über zwei Monate lang. Sie hofft, bangt, betet. Es nützt nichts! Der Tumor verändert sich kein Stück.
«Habe mich gefragt, warum das mir passieren muss»
Die Ärzte greifen zum letzten Mittel: Amputation. Fuss und Unterschenkel müssen entfernt werden. Sie stimmt zu. Als sie aus der Narkose erwacht, sieht sie ihre weinende Mutter. Das fehlende Bein realisiert Milena Da Silva da noch nicht. «Ich konnte es zuerst nicht glauben. Plötzlich war mein Fuss weg.»
Nach der Operation muss sie in die Reha, muss lernen, mit einer Prothese zu leben. Aufstehen, gehen, Treppen steigen. Jeden Tag ein wenig mehr. «Es war eine harte Zeit mit vielen Tränen. Ich habe mich gefragt, warum das mir passieren muss.»
Schwimmprothese für neues Leben
Der Krebs stellt ihr Leben komplett auf den Kopf. Während sich die Spital- und Reha-Rechnungen stapeln, verliert sie ihren Job in einem Zürcher Spital, einst enge Freunde wenden sich von ihr ab. Und nicht nur das: Sie wird angestarrt – besonders in der Badi. Denn dort muss sie ihre Prothese abnehmen. Sie darf damit nicht ins Wasser. «Ich habe mich geschämt. Alle haben mich angeglotzt. Ich bin doch immer noch ein Mensch, nur eben mit einem Bein weniger.»
Um sich künftig sicherer zu fühlen, wünscht sie sich eine Schwimmprothese. Doch die ist teuer, zirka 15'000 Franken. Das kann sich Da Silva nicht leisten, und ihre Krankenkasse stellt sich quer. Um ihrem Wunsch einen Schritt näher zu kommen, hat sie eine Crowdfunding-Aktion gestartet, mit dem Ziel, 20'000 Franken zu sammeln. Sie will damit neben der Prothese auch Rechnungen bezahlen. Denn sie will nur eines: Endlich wieder ein normales Leben führen.