Gegen die Sekundärmigration müsse Europa koordiniert vorgehen, forderte Keller-Sutter in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». So stellten nur 2 Prozent aller Migranten, die nach Bosnien kämen, dort auch ein Asylgesuch. Auch Griechenland diene vielen Menschen als Durchgangsstation.
Die Sekundärmigration sei zur Belastungsprobe für das ganze europäische Asylsystem geworden. Es brauche eine gemeinsame europäische Rückführungspolitik. Wenn Flüchtlinge auswählen könnten, in welchem Land sie leben wollten, sei das der Anfang vom Ende des Dublin-Systems, sagte Keller-Sutter, die am 22. Oktober Gespräche über Migration in Bosnien und Griechenland geführt hatte.
In der Schweiz habe sich das beschleunigte Verfahren bei den Asylgesuchen bewährt. Seit sie das Justizdepartement vor drei Jahren übernommen habe, seien fast alle altrechtlichen Fälle abgebaut worden. Es gebe nun noch 130 Fälle. Davor seien es über 11'000 gewesen.
Dass der weissrussische Machthaber Alexander Lukaschenko Flüchtlinge und Migranten gezielt an die Grenze bringe, sei der Versuch einer Destabilisierung. Weissrussland setze Menschen als Waffen ein. Das sei verwerflich. Europa müsse gegenüber Lukaschenko viel robuster auftreten. Situationen wie in Polen oder Litauen seien hingegen politisch zu bereinigen - nicht nur in Minsk, sondern auch in Moskau. (SDA)