Szenen wie im vergangenen Jahr, als Hunderte von Menschen am Bahnhofpark von Como campierten, dürften sich in diesen Monaten sehr wahrscheinlich nicht wiederholen, wie Roberto Bernasconi gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagte. Er ist Diakon und Direktor der Caritas in Como und nimmt in der Flüchtlingsbetreuung der Stadt eine tragende Rolle ein.
Momentan sei die Situation «weniger besorgniserregend» als im vergangenen Jahr, als besonders viele minderjährige Flüchtlinge in der Grenzstadt gestrandet seien. Zugleich stosse man aber bei der Aufnahme von Neuankömmlingen aus dem Süden an Kapazitätsgrenzen. Die EU-Grenzschutzagentur Frontex hat ermittelt, dass im ersten Halbjahr 2017 die Zahl der ankommenden Flüchtlinge in Italien um 21 Prozent gestiegen ist. Verglichen wurde der Vorjahreszeitraum 2016.
Wenn in diesem Jahr die Lage in Como zumindest nach aussen entspannter erscheint, dann liegt das auch an den Massnahmen, die Präfektur und Stadt ergriffen haben. Zum einen patrouillieren Polizeikräfte regelmässig am Bahnhof. Zum anderen wurde im vergangenen Herbst rund zwei Kilometer vom Bahnhof entfernt ein Auffangzentrum eingerichtet, das seither vom Roten Kreuz betrieben wird.
Dort sind laut Bernasconi aktuell durchschnittlich 300 Personen untergebracht. Sie würden nach einer gewissen Zeit auf andere Einrichtungen in der Region verteilt. Auch wenn der Zustrom aus Süden in diesen Monaten sogar noch grösser geworden sei, bedeute dies nicht zwangsläufig, dass auch mehr Menschen den Weg in Richtung Schweiz und Nordeuropa suchen würden.
Diese Bewegungen sind gemäss Bernasconi schwer zu durchschauen - manchmal reiche das Gerücht von offenen Grenzen in Richtung Norden aus, um die verzweifelten Menschen zu mobilisieren. Weit angespannter sei derzeit die Lage an der Grenze zwischen Italien und Frankreich in Ventimiglia. An dieser Ausgangslage könne sich aber wöchentlich etwas ändern, sagte Bernasconi.
Für die Situation der Flüchtlinge an der Grenze zwischen der Schweiz und Italien gelte das Motto «Aus den Augen, aus dem Sinn», sagte Juso-Präsidentin Tamara Funiciello. Nur weil die geflüchteten Menschen nicht mehr so sichtbar seien wie im vergangenen Jahr, heisse das nicht, dass ihre Probleme gelöst seien - im Gegenteil.
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