Beda Hofmann (59) ist einer der bedeutendsten Meteoritenforscher der Welt. In seinem Büro am Naturhistorischen Museum in Bern türmen sich Schachteln über Schachteln mit kosmischem Gestein. Einiges kommt vom Mars, anderes vom Mond. Aufgrund seines Wissens ist Hofmann Teil der Marsmission der Europäischen Raumfahrtbehörde (ESA), die kommenden Sommer starten soll. Ihr Ziel: Leben auf unserem roten Nachbarplaneten zu finden. Ein Gespräch über die Faszination des Weltalls und mögliches Leben ausserhalb der Erde.
Herr Hofmann, haben Sie manchmal Angst vor Meteoriten?
Beda Hofmann: Angst vor Meteoriten? Nein. Meine Arbeit ist nicht gefährlich.
Da schwingt doch immer ein bisschen Weltuntergang mit.
Wenn etwas Grosses vom Himmel kommt, kann es unangenehm werden. Aber die Wahrscheinlichkeit eines gefährlichen Meteoriteneinschlags ist sehr klein.
Wieso erforschen Sie Meteoriten?
Das Weltall fasziniert mich seit dem Kindergarten. Die Apollo-Missionen und die erste Mondlandung haben mich nie losgelassen. Meine Kindergärtnerin hat mir damals sogar verboten, immer nur Raketen zu zeichnen (lacht).
Wieso sind Sie nicht Astronaut geworden?
Das wollte ich. Ich habe als Bub mit Kollegen Raketen gebastelt, mit denen wir auf den Mond fliegen wollten. Aber daraus wurde nichts. Und ich musste sehr bald eine Brille tragen. Damals war das für Astronauten ein No-Go.
Trauern Sie diesem Traum nach?
Nein, gar nicht. Natürlich wäre es spannend, den Kosmos vor Ort zu untersuchen. Aber Astronaut ist auch ein sehr technischer Beruf, das hätte mir wohl nicht so behagt. Da finde ich die handfeste Arbeit wie die Suche nach Meteoriten mindestens so aufregend.
Wieso ist Ihre Forschung wichtig?
Meteoriten liefern Informationen über das Sonnensystem. Direkt aus dem All vor die Haustür! Und Meteoriten erinnern uns daran, dass es noch viel mehr als nur die Erde gibt.
Was kann man aus ihnen herauslesen?
Mit Meteoriten haben wir etwas Ausserirdisches in den eigenen Händen. Man lernt viel über die Entstehung des Sonnensystems. Meteoriten sind uralte kosmische Gesteine, die uns Informationen über die Materie aus längst vergangener Zeit liefern. Und damit auch über die Geschichte der Erde.
Erinnern Sie sich noch an Ihren ersten Fund?
Ja, sehr gut sogar! Das war 2001, auf unserer ersten Forschungsreise in den Oman. In der kargen Wüste etwas Ausserirdisches zu finden, war sehr speziell.
Wie waren Sie auf den Oman gekommen?
Im August 2000 habe ich gesehen, dass private Sammler sehr viele Funde im Oman gemacht haben. Ich dachte, da können wir es auch versuchen.
Und als Sie das erste Mal dort waren, haben Sie prompt Ihren ersten Meteoriten gefunden.
Ja, genau, aber das haben alle in unserem Team! Zwar habe ich schon zur Schulzeit auf Äckern danach gesucht, oder auch mal in den USA. Erfolg hatte ich dabei aber nie.
Was findet man denn im Oman, was man in der Schweiz nicht findet?
Im Oman ist es schlicht einfacher zu suchen. Es gibt kaum Pflanzen, und der Wüstenboden verändert sich über Jahrtausende kaum. Die Bedingungen für eine Suche sind ideal.
Meteoriten könnten aber in der Berner Altstadt genauso einschlagen?
Genau. Es ist letztlich Zufall. Sie müssen sehen: Täglich gehen gut hundert Meteoriten auf die Erde nieder. Fast alle davon sind aber so klein, dass sie unbemerkt bleiben.
Ihr Team hat jahrelang im Oman gesucht, aber der wirklich sensationelle Schatz lag vor Ihrer Haustür hier am Twannberg. Was macht ihn so einzigartig?
Einerseits war der Twannberg-Meteorit vor fast 200'000 Jahren ein Grossereignis. Über 1500 Fragmente wurden bisher gefunden, das Streufeld gehört zu den grössten in Europa! Andererseits gehört der Twannberg-Meteorit zu einem sehr seltenen Typ. Es ist ein Eisenmeteorit IIG.
Gibt es ein weiteres Exemplar, das besonders bedeutend war?
Ja, das war der erste Mondmeteorit, den wir – ebenfalls im Oman – gefunden haben. Erst hat uns ein Sandsturm tagelang aufgehalten, doch dann fanden wir tatsächlich einen.
Die Wahrscheinlichkeit, auf einen Mondmeteoriten zu stossen, ist klein. Sie haben gleich fünf davon entdeckt.
Ja, das kommt hin. Mondmeteoriten sind selten. Sie entstehen, wenn ein Meteorit in den Mond einschlägt und die Bruchstücke davon auf die Erde gelangen. Auf tausend Meteoriten-Funde kommt nur etwa einer vom Mond. Wir haben ja total auch über 7000 Meteoriten gefunden.
Wie viel ist ein Mondmeteorit wert?
Mehrere Hundert bis über tausend Franken pro Gramm.
Das ist ja mehr als Gold!
Ja, deutlich mehr (lacht). Aber für uns steht klar der wissenschaftliche Wert im Fokus.
Die Hoffnung auf den grossen Fund treibt weltweit private Meteoritenjäger an. Wie beeinflusst das Ihre Arbeit?
In der Schweiz, etwa hier am Twannberg, arbeiten wir mit 15 ausgewählten privaten Sammlern zusammen. Das ist wichtig, denn die Arbeitsleistung könnten wir alleine nie erbringen.
Aber private Sammler könnten unsauber arbeiten.
Bei uns funktioniert die Zusammenarbeit sehr gut und liefert tolle Resultate. Aber klar: Wenn unzählige Private einfach drauflossuchen, ohne den Fundort zu dokumentieren, dann wäre das eine Katastrophe.
Warum ist der Fundort wichtig?
Er liefert Kontext. Fehlt der Fundort, sind die meisten Meteoriten wertlos. Kommt hinzu: Private Sammler haben oft ein kommerzielles Interesse. In Marokko etwa haben viele Einheimische gemerkt, dass man damit gutes Geld machen kann.
Private Sammler sind also willkommen, solange sie sich an Regeln halten?
Das Sammeln durch Private, auch in der Sahara, hat gute und schlechte Seiten. So sind einerseits viele interessante Meteoriten gefunden worden. Damit ist das Interesse in der Öffentlichkeit gewachsen. Langfristig ist es aber fast ein Raubbau, denn die Information darüber, was zusammengehört, geht oft verloren.
Wenn Sie am Himmel eine Sternschnuppe sehen, woran denken Sie?
Ich wünsche mir, einen richtig grossen Feuerball zu sehen – eine Sternschnuppe, nur viel grösser. Wenn man weiss, ob und wo der Feuerball niedergeht, kann man dort gezielt nach Meteoriten suchen.
Seit Jahrtausenden interessieren sich Menschen für das All. Sternschnuppen, göttliche Zeichen – was steckt hinter der Faszination?
Das hat mit dem Ursprung von allem zu tun. Wo sind wir? Wer sind wir? Unsere Erde erkunden wir täglich, doch man sieht jede Nacht: Es gibt da noch eine Welt fern von unserer.
Nebst Ihrer Arbeit als Meteoritenforscher haben Sie Methoden erarbeitet, mit denen man Leben auf dem Mars nachweisen könnte. Welche Form hat dieses?
Schon primitives Leben auf dem Mars wäre eine Sensation. Wir wissen, dass auf der Erde auch in grossen Tiefen, in Gesteinen oder Hohlräumen, einfaches Leben möglich ist. Unter extremen Bedingungen. Ich konnte solche uralten Spuren nachweisen. Das ist auch auf dem Mars denkbar.
Sie glauben an ein Leben auf dem Mars?
Es ist möglich, aber die Gewissheit fehlt. Das ist ja gerade das Spannende. Es gibt noch keinen klaren Hinweis auf Leben jenseits der Erde.
Was treibt Sie in Ihrer Suche an?
Die Neugier! Wir wissen nicht, wie ein Leben auf dem Mars aussehen könnte, aber auf der Erde gab es primitives Leben schon vor über 3,5 Milliarden Jahren. Solche Spuren darf man auf keinen Fall vernachlässigen.
Grüne Marsmännchen sind und bleiben aber Fiktion?
Ja, ziemlich sicher. Keine Ahnung, wer auf die Idee mit den grünen Marsmännchen gekommen ist.
Mit Ihrem Wissen beraten Sie die ExoMars-Mission der ESA. Was ist deren Ziel?
Das erklärte Ziel der ESA ist die Suche nach Leben auf dem Mars. Das ganze Unterfangen ist darauf ausgerichtet. Im kommenden Sommer will aber auch die Nasa zum Mars starten, sogar die Chinesen und die Vereinigten Arabischen Emirate haben Pläne. Wenn alles klappt, wissen wir im Sommer 2021 mehr.
Stehen diese Missionen in Konkurrenz zueinander?
Klar, auf der Suche nach Leben im All will jeder der Erste sein. Es geht um Prestige. Konkurrenz ist da natürlich. Aber es gibt auch eine Zusammenarbeit, das Ziel ist ja dasselbe.
Und was ist Ihre konkrete Aufgabe in der ESA-Mission?
Unzählige Personen sind beteiligt. Die Schweiz ist für einen Teil davon verantwortlich. Mit einem sogenannten Close-Up Imager wollen wir detailreiche Bilder für mögliche Proben und Analysen haben. Da habe ich als Teil eines wissenschaftlichen Teams einen Einfluss darauf: Wir werten Bilder aus und können den Verlauf der Mission beeinflussen.
Im Erfolgsfall treffen wir uns in zwei Jahren wieder und sprechen konkret über Leben auf dem Mars.
Ja, genau. Theoretisch ist das möglich.
Wovon hängt der Erfolg der Mission ab?
Vor allem von technischen Aspekten. Alles ist hochsensibel und muss funktionieren. Andererseits muss man auf dem Mars an der richtigen Stelle landen. Wir haben zwar schon geschaut, wo es am besten sein könnte. Ob wir Erfolg haben, steht auf einem anderen Blatt. Im kommenden April wird definitiv entschieden, ob die Mission im Sommer starten kann.
Sie gehen bald wieder in den Oman. Die Marsmission steht an. Und auch in der Schweiz geht Ihnen die Arbeit nicht aus. Auf welchen Fund hoffen Sie noch?
Wenn ich einen Meteoriten finden würde, der Lebensspuren vom Mars enthält (lacht). Meteoritenforschung sowie die Suche nach Leben auf dem Mars vereint! Bisher hat niemand einen solchen gefunden. Aber das wäre das Nonplusultra.
Beda Hofmann (59) schaute schon als Bub leidenschaftlich gerne in den Himmel. Seit seinem Geologie-Studium widmet er sich professionell der Meteoritenkunde. Nebst einem Lehrauftrag an der Universität Bern ist er seit 1990 Geologe am Naturhistorischen Museum in Bern. Er gilt als einer der weltweit führenden Meteoritenforscher und war an bedeutenden Funden beteiligt. So etwa am Twannberg bei Biel BE, wo eines der grössten Meteoriten-Streufelder Europas dokumentiert wurde. Oder im Oman, wo sein Team seltene Meteoriten vom Mond zutage förderte.
Sein Flair fürs Ausserirdische hat ihn zudem zur Europäischen Weltraumbehörde ESA geführt. Dort berät er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern die ExoMars-Mission 2020, die versuchen will, Lebensspuren auf unserem roten Nachbarplaneten nachzuweisen.
Beda Hofmann (59) schaute schon als Bub leidenschaftlich gerne in den Himmel. Seit seinem Geologie-Studium widmet er sich professionell der Meteoritenkunde. Nebst einem Lehrauftrag an der Universität Bern ist er seit 1990 Geologe am Naturhistorischen Museum in Bern. Er gilt als einer der weltweit führenden Meteoritenforscher und war an bedeutenden Funden beteiligt. So etwa am Twannberg bei Biel BE, wo eines der grössten Meteoriten-Streufelder Europas dokumentiert wurde. Oder im Oman, wo sein Team seltene Meteoriten vom Mond zutage förderte.
Sein Flair fürs Ausserirdische hat ihn zudem zur Europäischen Weltraumbehörde ESA geführt. Dort berät er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern die ExoMars-Mission 2020, die versuchen will, Lebensspuren auf unserem roten Nachbarplaneten nachzuweisen.
Meteoriten sind Bruchstücke von kosmischem Gestein, die auf der Erdoberfläche einschlagen. Die grosse Mehrheit ist verschwindend klein und bleibt unbemerkt und ungefährlich. Grosse Meteoriten-Ereignisse sind aber dokumentiert. So ist mittlerweile nachgewiesen, dass ein grosser Meteorit im heutigen Mexiko vor 66 Mio. Jahren das Ende der Dinosaurier besiegelt hat. Und der grösste auf der Erde dokumentierte Meteorit wiegt 60 Tonnen und befindet sich in Namibia. Er traf vor über 200 Mio. Jahren auf die Erde.
Besonders in Wüstengebieten werden Meteoriten häufig gefunden, da sie in trockenen Gebieten Jahrtausende ohne Verwitterung überdauern. Einschlagen können sie aber auf der ganzen Welt. Meteoriten bieten den einzigen irdischen Zugang zum Weltall und sind daher von grossem wissenschaftlichem Interesse.
Meteoriten sind Bruchstücke von kosmischem Gestein, die auf der Erdoberfläche einschlagen. Die grosse Mehrheit ist verschwindend klein und bleibt unbemerkt und ungefährlich. Grosse Meteoriten-Ereignisse sind aber dokumentiert. So ist mittlerweile nachgewiesen, dass ein grosser Meteorit im heutigen Mexiko vor 66 Mio. Jahren das Ende der Dinosaurier besiegelt hat. Und der grösste auf der Erde dokumentierte Meteorit wiegt 60 Tonnen und befindet sich in Namibia. Er traf vor über 200 Mio. Jahren auf die Erde.
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