Corona ist für den Tourismus eine einzige Katastrophe: Die Übernachtungen in Schweizer Hotels nahmen 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 40 Prozent ab, die Hotellerie wurde ins Jahr 1950 (!) zurückkatapultiert.
Vor allem ausländische Touristen blieben weg: Deren Übernachtungen nahmen von 21,6 auf 7,3 Millionen Logiernächte ab, ein Minus von 66 Prozent.
Und doch: Es gab signifikante Unterschiede zwischen den Nationen – in erster Linie natürlich zwischen den Gästen aus dem nahen Europa und dem weiter entfernten Rest der Welt, andererseits auch unter den Europäern selbst.
Am wenigsten liessen sich Franzosen, Holländer und Belgier abhalten. In diesen Gästegruppen gingen die Logiernächte «nur» um etwa 40 Prozent zurück. Österreicher und Italiener (minus 50 Prozent), Briten (minus 68 Prozent) sowie Spanier (minus 74 Prozent) mieden die Schweiz deutlich stärker.
Quarantäneregeln sind entscheidend
Wie sind diese Abweichungen zu erklären? Der Branchenverband Hotelleriesuisse vermutet als Ursache unterschiedliche Reise- und Quarantänebestimmungen: «Die Einstufung der Schweiz als Risikogebiet sowie verstärkte Quarantänebestimmungen bei der Rückreise aus der Schweiz haben die Nachfrage aus einigen Ländern stark beeinträchtigt», sagt Sprecher Vinzenz van den Berg.
Zudem habe wohl die epidemiologische Lage in den einzelnen Ländern eine Rolle gespielt, aber auch unterschiedlich restriktive Schutzmassnahmen. Van den Berg: «In Norditalien und Spanien beispielsweise gab es mehrere Lockdowns mit strikten Bewegungsbeschränkungen.»
Erstaunlich: Einzelne Destinationen konnten bei Gästen aus Frankreich, Holland und Belgien sogar noch zulegen. Beinahe unglaublich wirken die Zahlen aus Flims GR: Dort haben sich die Logiernächte von belgischen Gästen gemäss Statistik mehr als verfünffacht, von 3200 auf 17'800.
Haben die Flimser ihr Calanda-Bier dem belgischen Duvel, Jupiler und Stella Artois geopfert? Oder ist an der Statistik etwas faul?
Weder noch, meint eine Sprecherin der lokalen Tourismusorganisation. «Der Grund ist das Grand Hotel Surselva, das von der belgischen Krankenkasse Intersoc geführt wird.» Es begrüsse fast ausschliesslich belgische Gäste, deren Zahl seit der Neueröffnung stark angestiegen sei.
St. Moritz GR, wo Intersoc das Hotel Stahlbad besitzt, profitierte vom gleichen Effekt.
Franzosen kamen trotzdem
Im Berner Saanenland lief es derweil mit den Franzosen erstaunlich gut. Während die Zahl der ausländischen Gäste insgesamt um 43 Prozent zurückging, wurden nur 6 Prozent weniger Franzosen registriert.
Tourismusdirektor Flurin Riedi freut sich: «Das haben wir insbesondere unseren Hotelbetrieben zu verdanken, die mit hervorragender Arbeit und gelebter Gastfreundschaft zum hohen Stammgästeanteil beigetragen haben. Ein grosses Dankeschön!»
In der Jungfrau-Region wiederum erwiesen sich die Holländer als erfreulich anhänglich. In den Gemeinden Grindelwald und Lauterbrunnen konnte die Zahl der Gäste aus den Niederlanden beinahe stabil gehalten werden. Der Tourismusverantwortlich Marc Ungerer hat dafür eine simple Erklärung: «Da das Lauterbrunnental einen sehr grossen Kontrast zum flachen Holland bietet, ist das Tal mit den steilen Felsen seit langer Zeit sehr beliebt bei den Niederländern.»
Bleibt zu hoffen, dass sich in absehbarer Zeit auch wieder Gäste aus anderen Ländern von solchen Argumenten überzeugen lassen.