Plötzlich blinkt im Sonntagnachmittags-Verkehr die Motorenkontrollleuchte, mitten auf der A1 beschleunigt der Mercedes nicht mehr richtig. Der Fahrer (59) hält am Pannenstreifen an. Dann steigt Rauch im Innenraum auf. Kurze Zeit später steht die deutsche Limousine in Flammen. Die Feuerwehr muss anrücken, löscht den Brand. Das Auto erleidet Totalschaden. Und alles nur, weil statt Diesel Benzin getankt wurde, wie die St. Galler Kantonspolizei vermutet. (BLICK berichtete)
Spektakulärer Sonderfall
Falschbetankungen passieren in der Schweiz laut dem TCS jährlich 10'000-mal. Trotzdem: In Flammen gehen die Autos mit falscher Füllung in der Regel nicht auf: «Dass ein Fahrzeug nach einer Falschbetankung in Brand gerät, ist möglich, aber selten der Fall. Benzin in einem Dieselmotor führt dazu, dass der Motor anfängt zu nageln und zu stottern und schliesslich ausgeht. Zudem kann Benzin in einem Dieselmotor schwere Schäden verursachen», erklärt Graf auf Anfrage von BLICK.
Experte vermutet Leck
Dass es im Fall des Mercedes aber trotzdem zu dem Feuer kommen konnte, führt der Experte auf ein Leck zurück.
«Diesel-Motoren haben keine Hochspannungs-Zündanlage mit Zündkerzen. Ein Feuer kann entstehen, wenn das Kraftstoffsystem ein Leck hat. Ein Leck kann schon vorher bestanden haben, aber ein Brand wurde vielleicht erst durch das leichter entflammbare Benzin ausgelöst. Denkbar ist, dass sich Benzin in oder an einem heissen Abgasrohr entzündet.»
Grosse Verwechslungsgefahr
Leider kommt es immer wieder zu Falschbetankungen von Diesel-Autos. Der Grund: Der Benzintankschlauch passt leider auch sehr gut in ein Dieselfahrzeug. Gegen dieses Problem gehen aber die Autohersteller vor und rüsten ihre Diesel-Modelle mit verwechslungssicheren Tankstutzen aus.
Detaillierter erklärt dies der TCS-Experte: «Das verwechslungssichere Einfüllstutzen-System »Easy Fuel» gehört bei Ford - mit Ausnahme des Modells Ka - zur Standardausrüstung. Bei BMW und Mini verfügen alle Diesel-Modelle seit 2009 serienmässig über einen Fehlbetankungsschutz. Einfüllstutzen, in die der dünnere Benzinhahn nicht eingeführt werden kann, sind seit 2010/11 vermehrt auch in Diesel-Modellen von Audi und Peugeot sowie in jüngster Zeit bei Fiat (Panda, 500L, Lancia Ypsilon), bei der neuen Mercedes S-Klasse, beim Opel Zafira Tourer 1.6 CDTI und beim VW Golf VII Standard.»
Diesel im Benziner ist weniger gefährlich
Der umgekehrte Fall, also ein Benzinfahrzeug mit Diesel zu betanken, ist zwar ebenso tödlich für den Motor, aber weniger gefährlich für den Fahrer. «Diesel im Benzin kann im Benzinmotor schlecht oder gar nicht gezündet werden – und kommt entsprechend sehr selten vor. Sprich: Falls das Fahrzeug noch anspringt, weil noch Reste an Benzin im Tank sind, wird der Motor spätestens wenn Diesel in die Brennräume gelangt, stottern und ausgehen.» Die Wahrscheinlichkeit für einen Brand ist sehr gering, noch kleiner als bei der anderen Falschbetankung.
Allerdings ist in diesem Fall eine Falschbetankung schwerer. «Diesel in Benziner zu füllen ist bei den meisten heutigen Modellen nur sehr schwer oder umständlich möglich, da der Diesel-Tankschlauch bei den moderneren Fahrzeugen gar nicht in den Tankstutzen passt. Trotzdem kann einen Falschbetankung vorkommen z.B. wenn man mit einem Kanister nachfüllt und dort den falschen Treibstoff getankt hat.»
Vorsicht ist besser als Nachsicht
Da es trotz Warnhinweisen zu Falschbetankungen kommt, rät Graf dazu lieber den Tankvorgang zu unterbrechen und den gewählten Sprit zu kontrollieren. «Schlauch und Tankstutzen sollten genau zueinander passen. Wenn da etwas nicht stimmt, sollte man skeptisch werden.»
Denn wer falsch tankt hat nicht nur den Ärger, sondern auch hohe Kosten. Der Tank muss ausgepumpt werden, und wer den Motor mit falschem Sprit zündet, muss mit einem Motorschaden rechnen.
Und das kostet Geld. Bis zu 5000 Franken, in richtig schlimmen Fällen sogar noch mehr. Es gilt also die Regel: Augen auf beim Tanken! Sonst muss man nicht nur auf das Auto verzichten, sondern auch tief in die Tasche greifen. (jmh)
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