Blick hinter die Kulissen eines Onlyfans-Shootings
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Make up, Netz-Anzug, Dildo:Blick hinter die Kulissen eines Onlyfans-Shootings

Melba Monti (23) aus Balerna TI verdient mit Online-Pornos 9000 Franken im Monat
«Ich mache auch Lesben-Sex»

Melba Monti verkauft ihren Körper auf der Sex-Plattform und verdient mehr als 9000 Franken im Monat. Blick erzählt die Tessinerin, was sie für Geld anbietet und warum sie es tut.
Publiziert: 27.12.2023 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 27.12.2023 um 09:09 Uhr
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Ex-Barfrau Melba Monti steht zu ihrem neuen Beruf auf Onlyfans. Dennoch bereut die Sexarbeiterin, dass sie als Teenager die Berufsmatura geschmissen hat.
Foto: © Ti-Press / Ti-Press
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Ihr Arbeitswerkzeug passt in ein Beautycase. Netz-Catsuit, rosafarbener Dildo, ein Tablet für die Aufnahme. Noch eine Schicht Make-up aufs Gesicht. Das schwarze Haar wirft sie über die Schultern. Dann beginnt der Job für ihre «Fans»: Sexy posen. Nackt – oder so gut wie. Im Schlafzimmer. Im Bad. Zu Hause oder im Hotelzimmer. Wo auch immer schnell ein paar Schnappschüsse möglich sind. Und die lassen tief blicken. 

Melba Monti (23) aus Balerna TI ist Creatorin auf Onlyfans. Für 15 Franken im Monat können sich die Abonnenten auf der Plattform Melbas pornografische Fotos anschauen. Wie auf Facebook oder Instagram ist Interaktion zwischen Follower und Darstellerin möglich. Wer Wünsche hat, zahlt extra. «Ich mache Fotos und Videos», sagt Melba Monti, «ich zeige auch Geschlechtsverkehr mit einem Mann oder Lesben-Sex.» Alles eine Frage des Preises. Nur eines geht gar nicht: Prostitution.

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«Ich tue niemand weh, zahle meine Steuern.»
Melba Monti
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Zwei Jahre Überwindung habe es gekostet, bevor sie ihr Profil ins Netz setzte, erinnert sich die Tessinerin, «schon damals erzählten mir Freundinnen von Onlyfans und wie gut man damit verdiene». Sie seien Kassiererinnen oder Verkäuferinnen gewesen, hätten ihren Beruf an den Nagel gehängt. Damals tobte die Pandemie. «Viele haben auch im Lockdown ihren Job verloren. Ich kenne auch Paare und Männer, die sich fortan auf Onlyfans präsentierten», sagt Melba Monti. 

Sie persönlich jobbte in der Bar. «Dort behandelte man mich schlecht. Ich wollte da raus.» Nur das Geld fehlte. «Ich lebte bei meinen Eltern, suchte eine neue Lehrstelle oder einen Job, bekam aber kein Angebot. So konnte es nicht weitergehen», erzählt Melba. Im Juli 2022 ist sie so weit – und online. Inzwischen verdient Melba Monti mindestens 9000 Franken im Monat. «Ich habe kein Problem, mich zu zeigen», sagt sie fast trotzig, «ich tue niemanden weh, zahle meine Steuern.» 

Blöde Sprüche liest Melba schon gar nicht mehr

Melba Monti ist kein Künstlername. «Ich werde schon erkannt, im Supermarkt oder so», sagt sie, «blöde Sprüche im Netz lese ich gar nicht mehr.» Eine Agentur übernimmt mittlerweile die Verwaltung ihrer Messages. Doch so einfach steckt die Tessinerin das neue Image nicht weg. «Ich habe mich dazu entschieden. Ich muss dazu stehen. Wäre ich beispielsweise Anwältin von Beruf, würde ich mich nicht auf Onlyfans verkaufen.» 

Sie habe sich in ihrer Jugend ihre Zukunft verbaut. «Ich ging auf die kaufmännische Schule, hätte meine Fachmatura machen können, doch ich schmiss alles hin, wollte meine Freiheit geniessen», sagt Melba, «ich war jung. Heute könnte ich mich dafür ohrfeigen.» Sehnsucht nach einem bürgerlichen Leben hat die Pornodarstellerin noch immer. «Ich will so viel Geld wie möglich machen, dann auf eine Privatschule gehen.» 

Onlyfans kann schnell zum Teufelskreis werden

Onlyfans gibt es seit 2016. Seit 2020 explodieren die Zahlen auf dem britischen Netzwerk. Mittlerweile sind weltweit 50 Millionen Nutzerinnen und Nutzer auf der Plattform unterwegs. In der Schweiz googlen monatlich 160'000 Onlyfans. Längst räkeln sich auch Prominente gegen Bares im Abonnement.

«Der Reiz liegt im Verbotenen», sagt Social-Media-Experte Matthias Jax, «es ist das Gefühl, hinter die Kulissen zu blicken oder Menschen wie du und ich zuzuschauen.» Die Creatorinnen und Creatoren suchen das Feedback. «Je mehr sie zeigen, desto mehr Likes gibt es. Und Sex sells», sagt der Projektleiter für saferinternet.at. Doch das, was auf Onlyfans passiert, bleibt nicht immer Privatsache. Die pornografischen Bilder landen auch schnell auf sämtlichen Social-Media-Kanälen und können zu Cybermobbing führen. «Sind die Bilder einmal ins Netz gestellt, bleiben sie für immer im Internet», sagt Jax. So könne eine leichtfertige Selbstdarstellung auf Onlyfans zum Teufelskreis werden. 

Dieser Artikel ist im Januar 2023 erstmals erschienen.

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