«Mehrere sind zusammengeklappt»
Die Hitze-Hölle der Soldaten beim Mega-Marsch

Der 50-Kilometer-Marsch einer Infanterie-RS wird zur Höllen-Tortur für Soldaten und Vorgesetzte. Beteiligte machen den Verantwortlichen schwere Vorwürfe.
Publiziert: 16.07.2015 um 15:09 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 16:49 Uhr
Ein Marsch der RS in Walenstadt wurde zur Hitze-Tortur für die Soldaten. (Symbolbild)
Foto: Keystone / Martin Ruetschi

Die Ausbildung in der Infanterie-Rekrutenschule in Walenstadt dauert zwar noch rund zwei Wochen, trotzdem galt der 50-Kilometer-Marsch vom Mittwoch bereits als krönender Abschluss der Ausbildung. Doch was als Willens- und Ausdauerprüfung gedacht war, wurde für die Soldaten und Vorgesetzten zu einem Horror-Marsch.

Gemäss einem Bericht von «20 Minuten» mussten bei Streckenhälfte zwei Soldaten den Marsch wegen der grossen Hitze aufgeben und ins Spital gebracht werden. Weil es auch am Abend nicht merklich kühler wurde, sei die Übung zudem frühzeitig abgebrochen worden.

Soldaten klagten über Krämpfe

Gegenüber Blick.ch schildert ein Unteroffizier, der anonym bleiben will, das Erlebte. Für ihn ist klar: Die Angelegenheit wird heruntergespielt. Beim Marsch der RS seien gravierende Führungsfehler begangen worden.

Bereits der Start am frühen Morgen sei von den Vorgesetzten schlecht vorbereitet gewesen, erklärt der Mann. «Gleich zu Beginn gings steil bergauf – alles andere als optimal, wenn man nicht eingelaufen ist.» Schon da hätten einige Soldaten über Krämpfe geklagt.

Gesundheitliche Probleme bei Soldaten und Kader

Der Marsch führte anschliessend in gebirgigem Gelände rund um den Walensee. Die meiste Zeit sei man unter der prallen Sonne marschiert. «Eigentlich sind alle zehn Kilometer Versorgungsposten für die Truppe vorgeschrieben», sagt der Unteroffizier. Trotzdem hätten die Soldaten bestenfalls drei Liter Wasser zu trinken bekommen. «Viel zu wenig, bei so einer Belastung.»

Wie der Unteroffizier weiter sagt, hätten auch weit mehr als nur die zwei Soldaten, von denen im «20 Minuten»-Artikel die Rede ist, mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen gehabt. «Mehrere Soldaten sind zusammengeklappt. Sogar ein Armeeangehöriger aus dem Höheren Kader hatte mit ernsthaften Kreislaufproblemen zu kämpfen.» Mehrere Personen hätten ins Spital nach Walenstadt gebracht werden müssen.

Armee will von Fehlern nichts wissen

Bei der Schweizer Armee bestreitet man die Vorwürfe des Beteiligten. Kirsten Hammerich, Chefin Kommunikation Heer, erklärt gegenüber Blick.ch: «Dass es Ausfälle unter den Beteiligten gibt, ist bei so einem Marsch ganz normal. Unseres Wissens nach mussten zwei Kadermitglieder aufgeben, weil sie zu wenig getrunken hatten.» Alle übrigen, die aufgeben mussten, hätten dies wegen Verstauchungen oder ähnlichen Verletzungen tun müssen.

«Die Route für den Marsch war sorgfältig geplant und entsprechende Massnahmen zum Schutz der Soldaten wurden getroffen», beteuert Hammerich weiter. Dass es trotzdem zu solchen Zwischenfällen gekommen sei, bedauert sie.

Die Stimmung in der Truppe ist gedrückt

Insgesamt waren über 700 Personen an der Bataillons-Übung beteiligt. Gegen 18 Uhr brach die Armee das Unterfangen wegen der anhaltenden Hitze ab. Das gefährliche Terrain in den Bergen liess denn auch einen alternativen Nachtmarsch nicht mehr zu, sagt der Unteroffizier.

In der Truppe sei die Stimmung nach dem erlebten merklich gedrückt. «Viele in der Infanterie-RS wollten diesen Marsch unbedingt bestehen, wir sind ja keine Weicheier. Aber unter solchen Bedingungen war das einfach unmöglich.» (cat)

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