Muslime in der Schweiz müssen sich mit vielen Vorurteilen auseinandersetzten. Nun zeigt eine Erhebung, dass die Diskriminierung ihnen gegenüber zugenommen hat. Schuld daran sind die vielen Terroranschläge des Islamischen Staats (IS). Dazu kommen Migrationsbewegungen und die Krise in Syrien, wie es im Monitoringbericht 2015 zu Rassismusvorfällen aus der Beratungspraxis heisst. Die 18 im Beratungsnetz zusammengeschlossenen Beratungsstellen verzeichneten 53 Fälle von Muslimfeindlichkeit, 11 Prozent mehr als 2014.
Schwarze sind am meisten betroffen
Das meist genannte Tatmotiv für die Diskriminierung ist wie bereits im Vorjahr generelle Ausländerfeindlichkeit. Danach folgt mit 60 Nennungen Rassismus gegen Schwarze, wie die Eidgenössische Kommission gegen Rassismus (EKR) am Dienstag mitteilte.
Die meisten erfassten Fälle von Diskriminierung betreffen denn auch Menschen mit afrikanischer Herkunft, obwohl diese in der Schweiz nur einen relativ kleinen Anteil der Bevölkerung ausmachen. Ausschlaggebend für eine Diskriminierung sei erfahrungsgemäss die vermutete beziehungsweise zugeschriebene Herkunft, heisst es.
Insgesamt zählt der Bericht 239 Beratungsfälle von rassistischer Diskriminierung. Dazu kommen 72 Meldungen ohne Anspruch auf Beratung, wozu etwa anonyme Briefe zählen, sowie 89 subjektiv wahrgenommene, aber nicht genügend erhärtete Diskriminierungen.
Der Verein humarights.ch trug die Fälle aus der Beratungspraxis zusammen und wertete sie gemeinsam mit der EKR aus. Die Beratungsstellen bieten allgemeine Auskunft, psychosoziale Unterstützung, Rechtsberatung für die Betroffenen und Hilfe bei der Konfliktbewältigung an.
Da über das Beratungsnetz aber nur ein kleiner Teil aller schweizweit verfügbarer Beratungsstellen abgedeckt wird, erhebt der Bericht keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Zudem gehen die Autoren des Bericht davon aus, dass die Mehrzahl der rassistischen Vorfälle in der Schweiz gar nicht gemeldet wird.
Diskriminierung am Arbeitsplatz
Am häufigsten mit Diskriminierungen konfrontiert sind die Ratsuchenden nach wie vor in der Arbeitswelt, also am Arbeitsplatz oder auf der Suche nach einer Stelle. 2015 wurden diesbezüglich 47 Beratungsfälle gezählt. Im Vergleich zum Vorjahr zugenommen haben Diskriminierungen in der Nachbarschaft oder im Quartier. Mit 36 Fällen stiegen die Beratungsfälle um 15 Prozent an.
Die meisten Diskriminierungsfälle wurden im Bereich der Verständigung untereinander gemeldet. Den grössten Teil davon machen mit 68 Fällen Beschimpfungen aus, danach folgen Verleumdungen und Drohungen. Aber auch Diskriminierungen durch Ausgrenzung, Benachteiligung und herabwürdigende Behandlungen werden häufig gemeldet.
Neu weist der Jahresbericht auch die Rubrik ethnisches Profiling aus. Damit sind Verdächtigungen von Polizei- oder Grenzschutzbeamten aufgrund der Hautfarbe gemeint. Die Beratungsstellen verzeichneten 16 Beratungsfälle dazu.
Sowohl das ethnische Profiling sowie die Muslimfeindlichkeit seien Bestandteil des Arbeitsprogramms der Kommission gegen Rassismus in der laufenden Legislatur, schreibt Kommissionspräsidentin Martine Brunschwig Graf im Vorwort zum Monitoringbericht. (SDA/nbb)
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