Die beiden Mädchen waren an der Leber zusammengewachsen und zusätzlich an Herzbeutel und Brustkorb verbunden. Sie besassen aber alle lebenswichtigen Organe.
Weil es den Säuglingen immer schlechter ging, sahen sich die Ärzte am 10. Dezember zur Notoperation gezwungen, wie das Inselspital und das mitbeteiligte Universitätsspital Genf am Sonntag berichteten. Sie bestätigten Angaben von «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche».
Den beiden Mädchen geht es soweit gut, wie Steffen Berger, Chefarzt für Kinderchirurgie, erklärte. «Sie werden inzwischen voll ernährt und wiegen nun das Doppelte vom Geburtsgewicht.» 1890 und 2120 Gramm bringen sie auf die Waage. Die Ärzte hoffen, dass die Schwestern in den nächsten Wochen die Intensivstation der Insel verlassen können.
In der Schweiz wurden in den letzten 30 Jahren bisher nur zweimal Siamesische Zwillinge geboren, die nach der Trennung überlebten. Den Unispitälern von Bern und Genf ist weltweit kein Fall bekannt, wo so kleine miteinander verwachsene Kinder getrennt wurden.
Normalerweise warten die Ärzte drei bis sechs Monate mit der Trennung, doch das war bei den beiden Mädchen in Bern aufgrund deren Zustand nicht möglich. Ihre Mutter hatte am 2. Dezember Drillinge zur Welt gebracht. Der Kaiserschnitt erfolgte in der 32. Schwangerschaftswoche.
Das dritte Mädchen war gesund, die beiden Winzlinge wogen zusammen nur 2200 Gramm. Sie hatten grosse Probleme, weil durch die Leber sehr viel Blut vom einen zum anderen Kind floss. Ein Kind hatte deshalb zu viel Blut und einen viel zu hohen Blutdruck, während das andere Kind bei zu niedrigem Blutdruck zu wenig Blut erhielt.
Um die Kinder zu retten, beschloss das interdisziplinäre Behandlungsteam in Absprache mit den Eltern, bereits nach gut einer Woche notfallmässig die operative Trennung zu wagen. Die Kinderchirurgen betraten damit «medizinisches Neuland», wie die beiden beteiligten Spitäler schreiben.
Fünf Stunden dauerte die Operation. Die Lebern der beiden Mädchen waren grossflächig miteinander verbunden und darin verlaufende grosse Blutgefässe mussten getrennt werden. Daher wurde ein erfahrenes Genfer Kinder-Leberchirurgie-Team eingebunden. Auch ein Kinderherzchirurg war beteiligt.
«Die perfekte Teamarbeit der Ärzte und Pflegenden waren der Schlüssel zum Erfolg», erklärte Chefarzt Berger. «Wir sind sehr froh, dass es den Kinder und Eltern jetzt so gut geht.»
Die Familie stammt aus der Region Basel. «Wir sind sehr glücklich», zitiert die «SonntagsZeitung» den Vater der Kinder. «Aber es war nicht einfach. Wir haben darüber diskutiert, die Schwangerschaft bei den zwei verbundenen Mädchen nicht weiterzuführen und nur das dritte Kind zu behalten.»
Die Ärzte hätten ihnen dann gesagt, dass es eine Möglichkeit gäbe, die Zwillinge zu trennen. «Da war für uns klar: Wir lassen sie leben. Wir haben kein Recht, sie zu töten. Man kann sich nicht Kinder wünschen und dann, wenn es Probleme gibt, will man sie nicht mehr.»
Was die Zukunft bringe, sei offen. «Die Kinder könnten behindert sein. Aber für uns ändert das nichts. Wir werden sie immer lieben und so akzeptieren, wie sie sind.»