Auf kurze Frist sei eine administrative Entlastung vom Bund wichtig, sagte Martinelli, Chefapotheker der Berner Spitäler Frutigen, Meiringen und Interlaken, in Interviews mit Zeitungen von CH Media und Tamedia vom Donnerstag.
Die Kantone sollen nicht weiterhin zuständig für die Versorgung mit Medikamenten sein, forderte Martinelli im Gespräch mit Tamedia. «Das funktioniert nicht.»
Bislang kümmere sich das Bundesamt für wirtschaftliche Landesversorgung nur um lebenswichtige Medikamente und die Akutversorgung. Mittelfristig brauche es ein umfassenderes Monitoring, sagte Martinelli zu CH Media. «Epilepsie- oder Parkinson-Medikamente beispielsweise sind heute nicht meldepflichtig, dabei brauchen sie die Patienten täglich.»
Engpässe bei günstigen Medikamenten
Den Grund für den Engpass an Medikamenten sieht Martinelli bei zu tiefen Preisen. Günstige Medikamente seien für den Hersteller uninteressant. Das Herzmedikament Digoxin sei in der Schweiz halb so teuer wie im Ausland, «und es wird in der Schweiz nun nicht mehr angeboten», sagte er zu Tamedia.
Firmen würden beim Bundesamt für Gesundheit kein Gesuch zur Preiserhöhung stellen, weil der Aufwand zu gross und der Markt zu klein sei.
Mittel- und langfristige Massnahmen sollen Engpässe lindern
Der Bundesrat stufte die Lage am Mittwoch neu als «problematisch» ein. Eine Expertengruppe unter der Leitung des Delegierten für wirtschaftliche Landesversorgung, Kurt Rohrbach, soll nun Massnahmen finden, welche die Engpässe rasch lindern.
Mittel- und langfristige Massnahmen seien bereits in Gang gesetzt worden, hiess es vom Bundesrat weiter. Sie zielen demnach darauf ab, Produktions- und Lieferengpässe früher und breiter zu erfassen. Zudem soll der Umgang mit Engpässen erleichtert werden. Daneben sollen die Marktbedingungen verbessert werden. (SDA)