Massacker bei Charlie Hebdo
Ein Angriff auf Freiheit und Werte

Die Schweizer Medienkommentatoren und Karikaturisten haben den Angriff auf die Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» scharf als Angriff auf die Freiheit verurteilt. Sie betonen den hohen Wert der Meinungs- und Medienfreiheit für die demokratische Gesellschaft.
Publiziert: 08.01.2015 um 06:59 Uhr
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Aktualisiert: 07.10.2018 um 12:06 Uhr

In der «Neuen Zürcher Zeitung» fordert der Kommentator in der Donnerstagsausgabe, eine harte und rechtsstaatlich korrekte Reaktion auf das Attentat. Die Tat müsse «mit den Mitteln des Rechtsstaats gesühnt werden - mit diesen und mit keinen anderen, so sehr diese Figuren in uns auch blutdürstige Rachegefühle wecken mögen».

Die «Charlie Hebdo»-Journalisten seien als «Märtyrer für die freie Meinungsäusserung gestorben», schreibt der «Tages-Anzeiger»-Chefredaktor in seinem Leitartikel. Die Karikatur daneben zeigt, wie sich die freie Meinungsäusserung weigert, sich ins Grab zu legen.

Die Bluttat drohe den Konflikt «zwischen den verantwortlichen Fanatikern und den islamfeindlichen Kräften in der westlichen Welt weiter zu verschärfen», schreibt er weiter. Viele andere Kommentatoren äussern ähnliche Befürchtungen.

Viele Zeitungen drucken den Slogan «JeSuisCharlie» («Ich bin Charlie») ab, mit dem weltweit Solidarität mit dem Satiremagazin ausgedrückt wird. Am auffälligsten tut es die «Basler Zeitung» (BAZ): Nichts anderes als der Hashtag #JeSuisCharlie prangt auf der ansonsten weissen Titelseite.

«Europa im Krieg», konstatiert der BAZ-Kommentator. «Die Auslöschung einer Zeitungsredaktion mitten in Europa ist ein neuer und trauriger Höhepunkt der Brutalpolitik extremistischer Koran-Verehrer. Es ist ein Frontalangriff auf die Meinungsfreiheit, auf das Herz der westlichen Kultur.» Der «bösartigen, brandgefährlichen Ideologie» hinter solchen Angriffen gelte es entgegenzutreten.

«Angriff auf die Freiheit», titelt der «Blick». Die Attacke sei ein Angriff auf die Werte des Westens: «Liberalismus und Individualismus, Demokratie und Pressefreiheit», schreibt der Chefredaktor. Dass die Angreifer die Pressefreiheit zerstören wollten, zeige: «Sie zielen auf den Kern unserer abendländischen Zivilisation».

Der feige Angriff gelte einem der wertvollsten Güter der westlichen Welt: «der Meinungsfreiheit, und - unzertrennbar damit verbunden - der Medienfreiheit», heisst es in der «Berner Zeitung». Freie Medien seien zentral für eine demokratische Gesellschaft. «Anschläge wie jener der Extremisten in Paris sind deshalb Attentate auf uns alle.» Es gelte sich nicht einschüchtern zu lassen.

«Das Recht, seine Ansichten, seine Ideen, eine Kritik offen zu äussern, ist unverhandelbar. Dazu gehört auch das Recht zu Polemik und Satire», schreibt der «Landbote». Gesellschaft und Staat müssten sich «kompromisslos» gegen die Bedrohung der Meinungsfreiheit wehren, ohne sich «zu einem Kulturkampf gegen den Islam hinreissen» zu lassen.

Der Kommentator des «St. Galler Tagblatt» sieht einen «Angriff auf unsere Werte». Die weltweiten Reaktionen stimmen ihn aber zuversichtlich: «Unsere Werte haben in den Köpfen der Gesellschaft Bestand; wir sind gewillt, dumpfem Fanatismus und blutrünstigem Terror die Stirn zu bieten.»

Einen Angriff auf die Meinungsfreiheit konstatiert auch der Chefredaktor der «Südostschweiz», David Sieber. «Es ist eine blutige Kriegserklärung an die freie Presse und damit an das westliche Selbstverständnis», schreibt er zur Tat. Differenzierend hält er aber auch fest: «Freiheit geht immer mit Verantwortung einher.» «Charlie Hebdo» habe insofern Öl ins Feuer gegossen.

Viele Medien publizierten auch Zeichnungen, die als Reaktion auf den Anschlag kursierten. In der Westschweiz zeigten die meisten Medien eigene Karikaturen: Chappatte zeichnete auf dem Titelblatt von «Le Temps» einen Grabstein in Kreuzform mit den Worten «Morts de rire», wörtlich übersetzt: «Totgelacht».

In der Karikatur der «Tribune de Genève» fliegt in Anspielung auf die Terroranschläge in New York ein Flugzeug in einen überdimensionierten Bleistift. «24 heures» zeigt eine kugeldurchsiebte Ausgabe von «Charlie Hebdo» - das auslaufende Blut formt das Profil eines Mannes mit Turban und Bart, das an die Bildnisse Mohammeds erinnert.

Unterschiedlich gingen die Schweizer Zeitungen mit der Frage um, welche der umstrittenen «Charlie Hebdo»-Karikaturen gezeigt werden sollen. Einige entschieden sich bewusst dagegen, Mohammed-Karikaturen abzudrucken. Anders tat es unter anderen der «Blick» - als Teil einer Auswahl von Zeichnungen, die zeigen, dass das Magazin nicht nur den Islam, sondern auch andere Religionen auf die Schippe nimmt.

In Deutschland haben derweil mehrere Zeitungen die Mohammed-Karikaturen prominent nachgedruckt. Unter der Schlagzeile «Vive la liberté» («Es lebe die Freiheit») bestreitet die Berliner Zeitung «B.Z.» die gesamte Titelseite ihrer Donnerstagausgabe mit Titelbildern des französischen Magazins.

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