Martin Bauer (56) geht der Tod seines Freundes immer noch nahe. Ihm kommen die Tränen, wenn er an jenen Tag denkt: Am 13. Juni verstarb Markus J.*
Es war nicht besonders heiss in Zürich an jenem Samstag. Doch Markus J. hatte schwere Kreislaufbeschwerden.
«Er schwitzte stark, sein Puls war viel zu hoch, und seine Atmung flach», erinnert sich Martin Bauer. Er hatte den gehbehinderten Mann in dessen Zimmer im Zürcher Männerheim Herberge zur Heimat aufgefunden und Alarm geschlagen. Doch statt sofort einen Krankenwagen zu rufen, sei die Betreuerin D. S.* zuerst eine Zigarette rauchen gegangen, empört sich Bauer. «Dabei brauchte Markus dringend ärztliche Hilfe. Wir dürfen den Notarzt nicht holen, das dürfen nur die Mitarbeiter des Heims.»
Später erfuhr Martin Bauer: Sein Freund hätte tatsächlich dringend Hilfe gebraucht. Er starb noch am selben Tag. In seinem Zimmer. «Vielleicht wäre er auch auf dem Weg ins Spital gestorben», sagt Bauer. «Mich hat einfach die Reaktion dieser Frau schockiert.»
Der Vorfall löste eine polizeiliche Ermittlung aus wegen unterlassener Nothilfe und wegen falscher Anschuldigungen. «Die Betreuerin des Heims hat behauptet, Markus sei in der Ambulanz gestorben. Aber das stimmt nicht», so Markus Bauer.
Damit nicht genug: Er ist nun auch sein Zimmer in der Herberge zur Heimat los. Drei Jahre lang war Bauer dort zu Hause. Ihm wurde gekündigt. «Nicht nur wegen des Todesfalls. Die Heimleitung warf mir vor, ich hätte einen anderen Bewohner abgefüllt», sagt Bauer, der selbst alkoholabhängig ist. Dabei habe der andere selber eine Flasche Hochprozentiges bei sich im Zimmer gehabt.
Nach seinem Rauswurf wohnte Martin Bauer vorübergehend bei seiner Schwester. Jetzt ist er provisorisch in einem Hotelzimmer untergebracht – bis er wieder irgendwo ein Dach über dem Kopf findet.
Das Männerheim Herberge zur Heimat wollte gegenüber BLICK nicht Stellung nehmen.