Marc Schmid (35) kann es immer noch nicht fassen: Sein Kater Sill (12) lebt nicht mehr. «Seit er vier Wochen alt war, hatte ich ihn ständig um mich. Er fehlt mir so sehr», sagt der Luzerner leise zu BLICK.
Der Kater starb durch Bisse eines Polizeihundes bei einem Grosseinsatz letzten Freitag in Ebikon LU. Dort rückten mehrere Beamte aus, weil ein Schweizer (34) mit einem Sturmgewehr einen Kosovaren (21) angeschossen hatte (BLICK berichtete).
«Überall war Blut»
Einige Polizisten sichern das Gebiet für den Einsatz ab. Vier Beamte nehmen vor der Haustür von Marc Schmid Stellung. Mit dabei ist ein Schäferhund. Vor der Tür liegt auch der 12-jährige Kater Sill. «Da lag er immer, es war sein Lieblingsplatz», so Schmid. Als der Einsatztrupp auf den Kater zukommt, passiert es: Der Schäferhund packt sich das arme Tier, beisst mehrmals zu.
Sill ist schwer verletzt. Schmid bekommt davon nichts mit. Ein Nachbar beobachtet die Szene. Er klingelt sofort bei Schmid, dieser stürmt gleich aus der Tür: «Ich hab Sill im Gebüsch liegen sehen. Überall war Blut.» Als er den Hundeführer auf den Vorfall anspricht, winkt dieser ab. «Wir müssen uns auf den Einsatz konzentrieren. Sorry!» Dann zieht der Polizeitrupp weiter. Zurück bleibt der schwer verletzte Sill.
Zerfetzte Lunge, innere Blutungen
Schmid fährt gleich zum Nottierarzt, versucht das Leben seines treuen Gefährten noch zu retten. Aber zu spät: Sill stirbt nur wenige Stunden nach der Attacke. «Die Ärzte sagten mir, dass er eine zerfetzte Lunge und innere Blutungen hatte», sagt Schmid mit zitternder Stimme. Am nächsten Tag ruft er bei der Polizei an, beschwert sich.
Erst da meldet sich der Hundeführer. Er entschuldigt sich und verspricht die Übernahme der Arztrechnung. Mehr könne er nicht erwarten. «Er sagte mir, dass ich vor Gericht keine Chance hätte, ich bräuchte ihn gar nicht anzeigen.»
Polizei meldet sich erst nach Beschwerde
Doch damit will sich Schmid nicht begnügen. Eine läppische Entschuldigung kann den Schmerz, den er nun erdulden muss, nicht aufwiegen. Für ihn ist klar: Der Hundeführer hat fahrlässig reagiert. «Was wäre, wenn da nicht eine Katze, sondern ein Kind gewesen wäre?»
Die Luzerner Polizei kennt den Fall. Dort heisst es aber auf Anfrage von BLICK: Der Kater sei auf den Hund losgegangen, der Hund habe sich nur gewehrt. Um den Einsatz nicht zu gefährden, sei der Hundeführer weitergezogen. Aber: Der Beamte habe seine Kontaktdaten hinterlassen, um später den Vorfall zu klären. Schmid schüttelt den Kopf: «Ich habe nie eine Telefonnummer bekommen. Erst nachdem ich mich bei der Polizei beschwert hatte, hat sich der Hundeführer gemeldet.»
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