Manuela S. nannte sich Anita, Jessie, Chrigi oder Eveline
So zockte sie Handy-Käufer ab

Sie versteigerte online Handys, die es gar nicht gab und bestellte Waren auf fremden Namen. Doch Manuela S. hat eine Erklärung dafür.
Publiziert: 01.12.2014 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 04:04 Uhr
Tatort Internet: Manuela S. (29) bot auf Internet-Plattformen Handys an. Die Kunden zahlten, doch das Smartphone bekamen sie nie.
Von Viktor Dammann

Anita, Jessy, Chrigi, Eveline oder Manu. Manchmal auch Roger oder Roman. Manuela S.* (29) ist eine Frau mit vielen Pseudonymen. Auf Internetbörsen zog sie jahrelang arg­lose Smartphonekäufer über den Tisch. Morgen steht die dreifache Mutter vor dem Bezirksgericht Münchwilen TG, wegen gewerbsmässigen Betrugs und weiterer Delikte. Der Staatsanwalt fordert drei Jahre und vier Monate Knast. Unbedingt!

Unter dem Namen «Anna» bot Manuela S. auf «Ricardo.ch» ein iPhone an. Tarek Ben Ali (45), ein Operationslagerungs-Experte aus dem Aargau, war der Höchstbietende. «Ich bekam den Zuschlag und überwies ihr die 661 Franken», sagt Ben Ali.

«Die Frau muss gestoppt werden»

Darauf schrieb ihm «Anna» per Mail, das iPhone sei kaputt und müsse in den Apple Shop. Später behauptete sie, es habe Totalschaden. Als Tarek Ben Ali sein Geld zurückverlangte, vertröstete sie ihn immer wieder. «Nach eineinhalb Monaten hatte ich genug und erstattete Anzeige. Später erfuhr ich, dass es noch etliche andere Geschädigte gab. Die Frau muss gestoppt werden.»

Ähnlich ging es einem Maler aus dem Bernbiet. 270 Franken hatte er «Anita» für ein ungebrauchtes Samsung F480 überwiesen. Als er nichts mehr von der Verkäuferin hört und droht, Ricardo.ch zu informieren, schreibt sie ihm nur ein Wort zurück: «Arschloch». Darum muss sich Manuela S. auch wegen Beschimpfung verantworten.

Dutzenden von Smartphone-Käufern nahm sie insgesamt über 40 000 Franken ab. Ausserdem bestellte sie auf Namen von Bekannten beim Coop-Onlineshop Lebensmittel für Tausende von Franken.

Manuela S. tut es leid

Manuela S. sieht sich selber als Opfer. BLICK schreibt sie: «Mein Ex-Lebenspartner verspielte sein Geld meistens irgendwo, sodass für mich und meine Kinder fast nichts mehr blieb.» Und weiter: «Durch die so entstehende Not­lage kam ich auf diese Betrüge­reien. Es tut mir sehr leid, dass redliche Leute durch mich zu Schaden gekommen sind.»

Zu alledem machte Manuela S. auch als Mietnomadin – privat oder mit ihrem Nagelstudio – Schlagzeilen. «Wo sie zuschlägt, wächst kein Gras und fliesst kein Geld mehr», schrieben bereits 2010 die «Wiler Nachrichten».

*Name der Redaktion bekannt

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