Bis vor fünf Jahren war Mike Schwegler (52) ein gefragter Maler und Gipser. Sein Geschäft brummte.
Dann war plötzlich alles vorbei. Mit Fieber kam er ins Spital, wo ein Tumor festgestellt wurde. Die Krankheit riss ihn aus dem Arbeitsleben und führte in den sozialen Abstieg. Der Tumor ist gutartig, dennoch muss er Medikamente einnehmen. Die aber sind ihm verwehrt.
Die Krankenkasse zahlt Krebsbehandlung nicht
Weil er zeitweise seine Krankenkassenbeiträge nicht zahlen konnte, wurde ihm der Versicherungsschutz gekündigt. Mittlerweile zahlt er wieder ein – aber die Medikamente bleiben unerschwinglich. «Es kann doch nicht sein», sagt der Luzerner, der seit Jahrzehnten in Kriens gegenüber der Pilatusbahn daheim ist, «dass mir in der Schweiz als Schweizer Bürger lebenswichtige Medizin vorenthalten wird.»
Er führt ein Leben mit Einschränkungen, hat kein Auto mehr, Ferien liegen auch nicht mehr drin. «Aber ich gebe nicht auf», sagt er mit fester Stimme. Schwegler ist ein Kämpfer, ein Stehaufmännchen. Und dennoch ist er oft verzweifelt. Denn auch die Einschätzung der Invalidenversicherung (IV) lässt schon lange auf sich warten. Er fühlt sich blockiert: «Ich will unbedingt arbeiten! Mein Arzt bestätigt, dass ich zu 80 Prozent einsatzfähig bin.»
Porträt von Steve Lee
Weil er ohne Arbeit nicht sein kann, verbringt er viele Stunden am Tag in seinem privaten Airbrush-Atelier. Sein letztes Werk ist ein Porträt von Steve Lee, dem tödlich verunglückten Gotthard-Sänger. «Ich bin ein grosser Fan von ihm.» Schwegler singt neuerdings in einer Band, den Roofdrops. Singen und Airbrushen erhalten seine Lebensfreude und seinen Optimismus.
Mike Schweglers Kunst – Bilder, gebrushte Helme und Autotüren – beweist eine ruhige Hand, grosse Kreativität und viele Ideen. Als gelernter Maler besitzt er ein Gespür für Farbkompositionen. «Wenn ich nicht bald eine Arbeit finde, bin ich gezwungen, mich mit meinem Hobby selbständig zu machen.»
X Bewerbungen – nur Absagen
Viel lieber würde er in einer Werbeagentur als Werbetechniker arbeiten oder wieder als Maler. Beschriften und Gestalten machen ihm grossen Spass. Sogar als Chauffeur für Lieferwagen wäre er einsetzbar, «ich fahre seit 30 Jahren unfallfrei». Denkbar ist für den Krienser auch eine Stelle als Farbenvertreter oder im Service.
Schwegler schreibt bis zu acht Bewerbungen im Monat. Bisher erfolglos. Das kann er nicht verstehen, «schliesslich bin ich Vorarbeiter mit Diplom. Ich bin auch bereit, Verantwortung zu übernehmen».
Kommunikations- und Konflikt-Kurse, die ihm die RAV angeboten hatte, bestätigten seine Qualitäten. «Alle waren begeistert von dem, was und wie ich es mache», sagt er. Seine Augen glänzen.