Es waren Signale aus einer anderen Zeit: «Die Impfung verzögert sich – zum massiven Schaden der Menschen, der Betriebe und der öffentlichen Finanzen», tönte die wählerstärkste Partei der Schweiz Ende März. Und was tat Bundesrat Berset, statt die Kampagne voranzutreiben? Er lehnte ein Angebot für den russischen Sputnik-Impfstoff ab! «Schnöde» habe er zudem eine Offerte der Lonza ignoriert, sich an der Impfstoffproduktion im Wallis zu beteiligen, kritisierte die SVP im Frühling in einer Medienmitteilung.
Im zweiten Corona-Herbst, vor der zweiten Abstimmung über das Covid-Gesetz und angesichts der nächsten Welle wären solche Bekenntnisse der Rechtspartei zur Impfung undenkbar.
Heute verwahrt sich die SVP dagegen, die Worte ihres Präsidenten wörtlich zu nehmen: Marco Chiesa hatte im «Tages-Anzeiger» erklärt, er sei gegen die allgemeine Impfpflicht, «aber in Bereichen, die mit vulnerablen Menschen zu tun haben, macht eine solche durchaus Sinn». Den Schluss, Chiesa rede der Impfpflicht für das Pflegepersonal das Wort, brandmarkt seine Partei gewohnt aggressiv als «Fake News».
Während die SVP noch um Worte rang, stellte die Geschäftsprüfungskommission des Nationalrats fest, es habe kein Angebot von Lonza an den Bund gegeben, in den Aufbau einer Impfstoff-Produktionslinie zu investieren. Der russische Sputnik-Impfstoff wartet noch immer auf die Zulassung durch die Weltgesundheitsorganisation.
Viele verlieren gerade den Boden unter den Füssen. Die SVP schwebt bereits völlig losgelöst.