Lokführer schlagen vor
Im Tunnel Tempo drosseln zum Stromsparen

Bahnunternehmen könnten gemäss dem Lokführerverband rund 30 Prozent Strom sparen, wenn die Schnellzüge in langen Tunneln das Tempo reduzieren würden. Ausserdem könnten in Randstunden und nachts die Wagen abgeschlossen und die Heizungen abgeschaltet werden.
Publiziert: 18.09.2022 um 11:38 Uhr
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Aktualisiert: 19.09.2022 um 15:15 Uhr
Wenn Züge in langen Tunneln das Tempo verlangsamen würden, könnten sie gemäss Lokführer-Verband 30 Prozent Strom einsparen. (Symbolbild)
Foto: GAETAN BALLY

«Die Fahrten der Schnellzüge mit 200 oder 230 Kilometern pro Stunde durch den Gotthard-, Lötschberg- und Ceneri-Basistunnel benötigen riesige Mengen an Energie», schreibt der Verband der Schweizer Lokomotivführer und Anwärter (VSLF) in ihrem Newsletter, über den die «NZZ am Sonntag» berichtete. Neben dem natürlichen Luftwiderstand müssten die Züge den zusätzlichen Luftwiderstand in den engen Tunnelröhren durchbrechen.

Eine Reduktion von 200 Kilometer pro Stunde (km/h) auf 160 km/h würde den Energieverbrauch um 30 Prozent senken, schreibt der VSLF. Das würde natürlich eine etwas längere Fahrzeit zur Folge haben. Im Gotthard-Tunnel zum Beispiel betrüge die Verlängerung aber nur vier Minuten.

Ausserdem sei der Energieverbrauch für das Kühlen und in den kommenden Monaten insbesondere für das Beheizen der Züge nicht zu vernachlässigen. Je nach Zug und Einsatz mache das rund 15 bis 20 Prozent des Energieverbrauchs aus. Bahnbetreiber sollten daher darüber nachdenken, in Randstunden und nachts ganze Wagen abzuschliessen und nicht zu beheizen. Die Frequenz sei zu diesen Zeiten nicht sehr hoch.

Auch müsse die «über Jahre vernachlässigte» Ausbildung zum ökologischen Fahren nachgeholt werden. Mit einer vorausschauenden Fahrweise etwa könne viel Energie eingespart werden. Mit diesen Massnahmen wäre es möglich, alle Züge weiterhin fahren zu lassen und die Fahrzeiten einzuhalten.

Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben verschiedenen Szenarien ausgearbeitet, um Energie zu sparen. Eine Faustregel laute: Um zehn Prozent Strom zu sparen, muss das Angebot um 20 Prozent reduziert werden. Ein solche Massnahme wäre dann aber kein Entscheid der SBB, sondern ein politischer Entscheid von Bund und Kantonen, sagte SBB-Chef Vincent Ducrot am Donnerstag an einer Medienkonferenz.

Zunächst wollen die SBB aber vor allem ihren Gasverbrauch ausserhalb des Bahnbetriebs reduzieren - etwa durch Reduktion der Heizungen in ihren Gebäude und weniger Beleuchtungen. Gemäss Lokführer-Verband verbrauchen die Bahnen in der Schweiz - inklusive Bergbahnen, Skilifte, Trams und Trolleybusse - rund 5 Prozent des Stromverbrauches. (SDA)

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