Lohnrunde 19
Nachholbedarf: SGB fordert Lohnerhöhung um bis zu 2,5 Prozent

Arbeitnehmende müssen endlich eine echte Lohnerhöhung erhalten, sodass nach Abzug der Teuerung effektiv mehr Geld übrig bleibt. Das fordert der Gewerkschaftsbund und verlangt eine Lohnerhöhung von zwei bis zu 2,5 Prozent. Damit soll ein Nachholbedarf gedeckt werden.
Publiziert: 17.09.2018 um 13:00 Uhr
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Aktualisiert: 17.09.2018 um 13:06 Uhr
Der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) verlangt für die Beschäftigten in der Schweiz im kommenden Jahr bis zu 2,5 Prozent mehr Lohn. (Archivbild)
Foto: KEYSTONE/ANTHONY ANEX

«Die Arbeitnehmenden haben in den letzten Jahren grosse Leistungen erbracht», sagte Paul Rechsteiner, Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftbundes SGB am Montag vor den Medien in Bern. Die Beschäftigten seien äusserst produktiv gewesen. «Lohnmässig ist aber nicht viel gegangen», monierte Rechsteiner. Das müsse sich ändern.

Der Gewerbschaftsbund verlangt, dass Arbeitgeber im nächsten Jahr zwei bis 2,5 Prozent mehr Lohn bezahlen. Diese Forderung begründet er neben der erhöhten Produktivität der Beschäftigten auch auf einem Nachholbedarf. So sei die Entwicklung der Krankenkassenprämien jener der Löhne davon gelaufen.

Zudem sei zum ersten Mal seit Langem wieder einmal mit einer spürbaren Teuerung zu rechnen. «Wenn sich nicht mehr viel ändert, wird diese 1 Prozent betragen», sagte Rechsteiner.

Zudem sollen wieder vermehrt generelle Lohnerhöhungen ausgesprochen werden. Individuelle seien nicht gut, denn davon würden vor allem die Angestellten mit hohen und höchsten Löhnen profitieren, während jene mit mittleren und tiefen Einkommen kaum etwas davon hätten.

Das gelte insbesondere für langjährige Mitarbeitenden. Zudem müsste die Diskriminierung von Frauen bei den Löhnen «endlich beseitigt» werden. «Eine einigermassen ausgeglichene Lohnstruktur ist sowohl wirtschaftlich als auch gesellschaftlich wichtig», schloss Rechsteiner.

Die Forderung basiert auch auf der Analyse des SGB-Chefökonomen Daniel Lampart. «Das Geld für Lohnerhöhungen ist vorhanden, das ist eindeutig», sagte er vor den Medien mit Blick auf das Bruttoinlandprodukt. Dieses sei im ersten halben Jahr gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent gewachsen. Die Schweizer Wirtschaft befindet sich damit im Aufschwung. «Dieser hat mittlerweile sogar die Industrie erfasst», hält Lampart fest.

Unternehmens-Befragungen der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich würden zeigen, dass die Verantwortlichen im Bau, in der MEM-Industrie, im Finanzsektor, in der Hotellerie und im Gastgewerbe die Geschäftslage positiv einschätzen. Einzig im Detailhandel laufe es weniger rund, weil es weniger freie Kaufkraft gebe.

«In der Schweiz gibt es zum zweiten Mal in Folge eine bessere Wirtschaftslage. Dennoch zeichnet sich bei der Lohnentwicklung wieder eine Nullrunde ab», sagte Lampart. «Das muss sich ändern.»

Vania Alleva und Daniel Münger, die Präsidenten der Gewerkschaften Unia respektive Syndicom, erläuterten vor den Medien ihre konkreten Forderungen. Monetäre Forderungen nannten sie für die Baubranche, wo 150 Franken mehr verlangt werden, und für die Medien, wo der Lohn um 100 Franken erhöht werden soll.

Bei der Post stellte Syndicom eine «massive Produktivitätssteigerung» fest, weil in der Zustellbranche das Volumen stark gestiegen sei. Dieses sei jedoch häufig ohne zusätzliches Personal verarbeitet worden. Hier seien zwei Prozent mehr Lohn angebracht.

Für das Gewerbe, den Detailhandel, die Langzeitpflege, die private Sicherheit und für die Transport- und Logistikunternehmen verlangt Unia eine generelle Erhöhung von 2,5 Prozent. Für die chemische und pharmazeutische Industrie fordert sie drei Prozent. Etwas weniger - nämlich 1,5 Prozent - verlangt die Gewerkschaft des Personals im öffentlichen Dienst für die Angestellten im Service Public.

Mit seinen Forderungen ist der SGB nicht alleine: Bereits Anfang August stellte der Arbeitnehmerverband Travail.Suisse mit den Verbänden Syna, transfair und der Hotel&Gastro Union seine Forderungen vor: Auch sie verlangen eine Erhöhung von mindestens zwei Prozent sowie mehr generelle statt individuelle Lohnerhöhungen. Zudem weisen auch sie auf den Nachholbedarf aus den vergangenen Jahren hin.

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