Lieferprobleme wegen doppelter Nachfrage
Männer schenken ihren Frauen Pfeffersprays

Seit den schrecklichen Ereignissen rund um die Silvesternacht in Köln rüstet nun auch die Schweiz auf. Die Nachfrage nach Pfeffersprays hat sich vervielfacht. Die führenden Anbieter sind bereits ausverkauft.
Publiziert: 20.01.2016 um 09:26 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 18:23 Uhr
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«Wir bieten 15 verschiedene Pfeffersprays an», sagt Sonja Calcagnile.
Niklaus Wächter

Die Frauen rüsten auf – als Antwort auf die sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht in Deutschland und der Schweiz. Mathias Christen (28) von Pfefferspray-Shop.ch in Hünenberg ZG sagt: «Seit Bekanntwerden der Ereignisse in Köln hat sich die Nachfrage mehr als verdoppelt. Im Vergleich zur ersten Januarhälfte vor einem Jahr sogar verdreifacht.

70 Prozent der Kunden sind Frauen. Und die Männer suchen oft etwas Passendes für ihre Partnerin. Bestseller ist ein handlicher Nebelspray für 23 Franken. Inzwischen ist der Pfefferspray-Shop quasi leergekauft. «Aufgrund der Nachfrage und von Produk­tionsengpässen bei den Herstellern ist mit Lieferzeiten von bis zu vier Wochen zu rechnen», sagt Christen.

Der Konkurrenz geht es ähnlich: «Wir bitten um Verständnis, dass wir bei Pfefferspray-Bestellungen zum Teil die angegebenen Lieferfristen nicht einhalten können», heisst es auf der Webseite Pfefferspray-schweiz.ch, die zu Trooper.ch aus Geroldswil ZH gehört. «Wir bieten 15 verschiedene Pfeffersprays an», sagt Sonja Calcagnile. «Rund die Hälfte ist derzeit ausverkauft.» Seit den Ereignissen an Silvester habe sich die Nachfrage mehr als verdoppelt. Und die deutschen Hersteller haben wegen der hohen Nachfrage im eigenen Land Lieferschwierigkeiten, erklärt Calcagnile.

Auch Waffenhändler verzeichnen einen Ansturm auf Pfeffersprays. Martin Küng (43), Inhaber des Luzerner Waffengeschäfts Stampfli Waffen, bestätigt den Trend. Beraten liessen sich vor allem Frauen – jeden Alters. «Da­runter Mütter, die einen Spray für ihre Töchter kaufen, weil die noch nicht volljährig sind», sagt Küng. Eine Alternative zum Pfefferspray sieht er nicht. «Auf Schrill-Alarm reagiert heute keiner mehr. Die hört man schon zu häufig bei Autos.»

Wie bewertet die Polizei den Run? Urs Wigger, Polizeisprecher Luzern: «Personen ab 18 Jahren dürfen Pfeffersprays kaufen und mit sich tragen. Die Frage des Einsatzes ist eine andere. Grundsätzlich sollte der Spray das letzte Mittel sein.»

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