Es war ein warmer, sonniger Samstag im Tessiner Dörfchen Castelrotto. Sabine F.* und ihre Partnerin haben es sich gerade für einen Apéro auf der Terrasse des Ferienhauses gemütlich gemacht – sie sind für ein verlängertes Wochenende aus dem Kanton Schwyz angereist. Plötzlich hört F. ein Geräusch über sich, blickt hoch und traut ihren Augen kaum!
Auf ihrer Markise räkelten sich zwei Schlangen. «Ich habe im Tessin schon öfters Schlangen gesehen, aber noch nie so nah», erzählt F. gegenüber Blick. Gemeinsam mit ihrer Partnerin sei sie dann aufs Dach des Ferienhauses gestiegen, um die Situation besser überblicken zu können. Sie beschreibt: «Es waren echt zwei riesige Exemplare – bestimmt 1,40 Meter lang.»
«Wir sind geflüchtet»
Mit einem Besen haben sie die Schlangen dann vorsichtig von der Markise vertrieben. Die Tiere zogen sich ins Gebüsch zurück. «Wir dachten uns: ‹Endlich Ruhe!›», so F. Doch keine drei Minuten später hörte sie wieder ein Rascheln und Zischeln. Diesmal nahm sie eine Treppe um aufs Dach blicken zu können, als plötzlich eine weitere Schlange vor ihren Füssen liegt und flink ins nächste Gebüsch flüchtet.
Als F. vor lauter Schreck ausgewichen sei, sei ihr Blick auf die Wiese neben dem Haus gefallen. Dort entdeckte sie dann wieder zwei Schlangen, die fest ineinander verschlungen waren. Als sie näher ging, um die beiden zu filmen, haben die beiden voneinander abgelassen und eine sei auf sie zu gekommen. «Da sind wir dann geflüchtet», erzählt F. lachend.
Die Masseurin vermuten, dass es sich bei den Schlangen um Äskulapnattern handelt – und die zwei auf der Markise und im Gras kämpfenden Exemplare männliche Konkurrenten sind, die um die Gunst der dritten Schlange, ein Weibchen, buhlen. «Es ist aber witzig, denn eine Freundin aus dem Dorf hat am Wochenende dasselbe Spektakel an einem anderen Ort beobachtet», berichtet F. In Castelrotto sind wohl die Schlangen los!
Paarungszeit bei den Äskulapnattern
Die Äskulapnatter gehört zu den grössten Schlangen Europas. Männchen können bis zu 1,5 Meter gross werden, wie die Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz der Schweiz (karch) auf ihrer Website schreibt. Da die Schlangen nicht giftig sind, stellen sie keine Gefahr für den Menschen dar. In der Schweiz findet man sie vor allem im Süden und Südwesten. Zurzeit ist Paarungszeit bei den Tieren.
Dabei geraten die Männchen oftmals aneinander: «Treffen zwei männliche Tiere bei Anwesenheit eines Weibchens aufeinander, so kommt es zu heftigen Kommentkämpfen, die aber ohne Beissereien ablaufen», schreibt die karch auf ihrer Website. (aua)
*Name geändert