Pro Klasse mit 20 Schülern landen in der Schweiz im Schnitt zwei bis drei beim Schulpsychologen. Die «Sonntagszeitung» und «Le Matin Dimanche» wollten wissen, warum das so ist und führte bei Schulpsychologen eine Umfrage durch. 194 füllten den Fragebogen aus.
Das Fazit: 90 Prozent sehen bei den Eltern das Problem, 75 Prozent finden, dass die Lehrer überfordert sind und 28 Prozent sehen den Ausländeranteil als Ursache für Probleme im Klassenzimmer.
Schon in der Primarschule unter Druck
Doch was machen die Eltern falsch? Viele erwarten zu viel von ihrem Nachwuchs. «Die Eltern wissen, dass die Gesellschaft auf den Wettbewerb zwischen Individuen aufgebaut ist. Und da sie das Beste wollen für die Zukunft ihrer Kinder, üben sie von der Grundschule an Druck auf», sagt Georges Albrecht, Schulpsychologe aus der Region Gruyère FR zur «Sonntagszeitung».
So sind Lern- und Leistungsstörungen laut der Umfrage die mit Abstand häufigsten Gründe, wieso Schulpsychologen eingeschaltet werden.
Das Problem gebe es schon länger, es nehme wegen der wirtschaftlichen Situation aber immer mehr zu, sagt Schulpsychologe François Nicole. «Noch nie wurden Wettbewerbsfähigkeit und individuelle Leistung für so wichtig befunden wie heute.»
Es gibt Grenzen, was machbar ist
Das verunsichert sowohl die Kinder wie auch die Eltern. Die Kinder werden ängstlich und haben Versagensängste, was in einen Teufelskreis führen kann. Die Eltern sind verunsichert, weil sie nicht wissen, wie sie damit umgesehen sollen.
Dabei können sie gar nicht so viel tun für den Schulerfolg ihrer Kinder. Der Zürcher Schulpsychologe Roland Käser sagt: «Die Eltern haben in vielen Bereichen keinen Einfluss wie beispielsweise auf das Temperament und die Begabung des Kindes. Zudem fühlen sie sich bei der Erziehung hilflos.»
Käser empfiehlt deshalb ein Coaching für Eltern einzurichten und rät, die Grenzen der Machbarkeit zu akzeptieren – und den Nachwuchs vor lauter Förderung auch wieder mal Kind sein zu lassen. (sas)