Leise Fahrzeuge sind gefährlich – aber Bund und Experten zucken die Schultern
Der lautlose Tod

Tram, Busse und Autos werden im Zuge der technologischen Entwicklung immer leiser. Experten nehmen vor allem die Fussgänger in die Pflicht, anstatt Sicherheitsmassnahmen zu fordern.
Publiziert: 05.07.2017 um 23:46 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 13:05 Uhr
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Saugefährlich: Die Cobra-Bahn der Linie 12.
Foto: BLICK
Myrte Müller

Es passiert so schnell. Ein Mädchen radelt über die Überlandstrasse. Lucy H.* (†12) will links abbiegen. Der Strassenverkehr ist laut. Die Linie 12 ist eine Cobra-Bahn. Wie die Schlange huscht sie fast lautlos über die Schienen. Lucy bemerkt das nahende Flüstertram nicht. Als das Mädchen abbiegt, kommt es zur Kollision. Die 12-Jährige hat keine Chance gegen die Wucht des Aufpralls. Der Tod kam leise.

E-Bikes, Elektroautos und Post-Töffli – Die Schweiz flüstert

Elektromobile wie Tesla, Renault Zoe und Co. stehen hoch im Kurs. Ende September 2016 verkehrten 10’800 batteriebetriebene Autos auf unseren Strassen. Tendenz steigend. Die Zahlen: Wurden 2006 noch sieben Stromer immatrikuliert, waren es 2011 schon deren 452. 2016 wurden 3295 Elektromobile verkauft.

Einen veritablen Boom erleben auch E-Bikes. Jedes vierte verkaufte Velo ist in der Schweiz mit einem Elektromotor versehen. 2016 waren es 75’600 E-Bikes, das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr. 

Auch die Post ist seit Anfang Jahr rein elektrisch – und entsprechend leise – unterwegs. Der gelbe Riese hat seine 7500 benzinbetriebenen Töffli ausgemustert. Heute sind die Briefträger nur noch mit den insgesamt 6300 rassigen Elektrorollern unterwegs.

Und das ist erst der Anfang! Im Zürcher Oberland testet die Post derzeit die Paketzustellung mit elektrischen Lieferwagen des Modells Nissan EV 200. Und die selbstfahrenden Postautos in Sitten haben innert eines Jahres 21'500 Personen transportiert. Elektrisch, versteht sich.

Elektromobile wie Tesla, Renault Zoe und Co. stehen hoch im Kurs. Ende September 2016 verkehrten 10’800 batteriebetriebene Autos auf unseren Strassen. Tendenz steigend. Die Zahlen: Wurden 2006 noch sieben Stromer immatrikuliert, waren es 2011 schon deren 452. 2016 wurden 3295 Elektromobile verkauft.

Einen veritablen Boom erleben auch E-Bikes. Jedes vierte verkaufte Velo ist in der Schweiz mit einem Elektromotor versehen. 2016 waren es 75’600 E-Bikes, das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr. 

Auch die Post ist seit Anfang Jahr rein elektrisch – und entsprechend leise – unterwegs. Der gelbe Riese hat seine 7500 benzinbetriebenen Töffli ausgemustert. Heute sind die Briefträger nur noch mit den insgesamt 6300 rassigen Elektrorollern unterwegs.

Und das ist erst der Anfang! Im Zürcher Oberland testet die Post derzeit die Paketzustellung mit elektrischen Lieferwagen des Modells Nissan EV 200. Und die selbstfahrenden Postautos in Sitten haben innert eines Jahres 21'500 Personen transportiert. Elektrisch, versteht sich.

Seither reisst die Diskussion nicht mehr ab. Über die Glattalbahn im Speziellen, bei der es seit der Eröffnung 2010 schon 60 Unfälle gab, vier davon mit Todesopfern. Doch die Trams sind nicht die Einzigen, die immer leiser durch unseren Verkehr schnurren. E-Bikes, Elektro- oder Hydrid-Fahrzeuge und die Trolleybusse – die Gefahren steigen. Was wird für die Sicherheit der Passanten getan? Die Behörden schieben die Hauptverantwortung ab. Die saloppe Kernaussage: Die Fussgänger müssen halt besser aufpassen ...

«Das Tram hat Vortritt, das weiss jedes Kind»

Verteidigt die Flüstertrams: Gregor Saladin, Mediensprecher des Bundesamtes für Verkehr (BAV).
Foto: zVg

«Zwei Drittel der Unfallopfer im öffentlichen Verkehr sind selber schuld», sagt so zum Beispiel Gregor Saladin, Sprecher des Bundesamtes für Verkehr (BAV). «Die Ursachen sind meist Unaufmerksamkeit, Leichtsinn oder Verstösse gegen die Verkehrsregeln.» Auch im Fall Lucy H. gehe man davon aus, dass das Kind nicht aufgepasst habe.

«Bei den Trams ist immer erhöhte Vorsicht geboten. Sie haben grundsätzlich Vorfahrt. Eigentlich weiss das jedes Kind», sagt der BAV-Sprecher. «Zumindest in Europa kennen Fussgänger Strassenbahnen. Die Trams fahren auf Schienen, und die sieht man. Wenn man Schienen überquert, muss man halt schauen, ob ein Tram naht.»

Notbremsassistent ergibt wenig Sinn

Und auch bei der Europäischen Vereinigung für Unfallforschung und Unfallanalyse (EVU) nimmt man vor allem die Verkehrsteilnehmer in die Pflicht. Präsident Alain Florin: «Fahrzeuge mit niedrigen Lärmemissionen erfordern eine höhere Konzentration der Verkehrsteilnehmer.» Er fordert ein Umdenken: «Der Fussgänger kann sich nicht mehr nur auf sein Gehör verlassen. Man muss sich immer Gedanken machen, wie man die Sicherheit erhöhen kann.»

Es gebe Ansätze, wonach bei Elektrofahrzeugen beispielsweise das Motorengeräusch künstlich geschaffen werde. «Gewisse Fahrzeuge erhalten Systeme zur Fussgänger-Erkennung oder Notbremsassistenten», so Florin weiter.

Doch beim Flüstertram mache dies wenig Sinn. In der Regel sei ein Tramchauffeur weniger abgelenkt beim Fahren als ein Autofahrer. «Ein Notbremsassistent könnte zudem die Sicherheit der stehenden Fahrgäste an Bord eines Trams gefährden», sagt der Diplom-Ingenieur. Hier gelte es vielmehr den Fussgänger zu sensibilisieren.

Eine einfache Barriere beim Bahnübergang hätte Lucys Leben allerdings retten können.

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