Ein beschämendes Ergebnis für die Schweiz. Im internationalen Vergleich sprechen Schweizer nur mittelmässig Englisch, wie blick.ch berichtete. Das geht aus dem EF English Proficiency Index 2015 hervor. Wir haben es gerade mal auf Platz 19 geschafft. In der Gruppe mit «guten Kenntnissen» stehen wir am unteren Ende. Dabei überholen uns Österreich (10), Deutschland (11) aber auch Portugal (13) und Rumänien (16).
Reihenfolge ist nicht relevant
Beat Zemp, Präsident des Lehrerdachverbands LCH nimmt dieses Resultat gelassen und relativiert: «Da läuten bei mir keine Alarmglocken. Die Differenz zwischen den einzelnen Rängen kann nicht wie im Sport auf Hundertstel genau gemessen werden. Daher ist die Reihenfolge nahe beieinanderliegender Ränge nicht signifikant. Es kann zwischen drei Gruppen unterschieden werden: Top, Mittelfeld, Letzte. Die Reihenfolge innerhalb einer Gruppe ist austauschbar.»
Dies würde Gutes für uns bedeuten. Die EF-Studie gruppiert sowohl uns als auch Österreich und Deutschland als Länder mit «guten Kenntnissen» (siehe Bild Europakarte links). Wir können uns also im guten Mittelfeld wähnen.
Westschweiz legt mehr Wert auf Deutsch
Weitere Ergebnisse zeigen Unterschiede innerhalb der Schweiz auf. Der sprachliche Röstigraben hat sich im Vergleich zum Vorjahr weiter verstärkt. Während sich die Deutschschweiz minimal verbessert hat, ist das Ergebnis der Westschweiz noch schlechter als im Vorjahr. Das Tessin liegt im Mittelfeld.
Zemp sieht hier eine mögliche Priorisierung der Sprachen als Ursache: «In der Deutschschweiz wird neu Englisch bereits in der 3. Primarschule unterrichtet, in der Westschweiz erst ab der 5. Die Westschweizer legen möglicherweise mehr Wert auf Deutsch als Fremdsprache, da dies ihre beruflichen Chancen in der Deutschschweiz erhöht.»
EF Education First hat für sein fünftes Ranking nach eigenen Angaben die Englischkenntnisse von 910'000 Erwachsenen in 70 Ländern gemessen. Kriterien waren Grammatik, Wortschatz, Aussprache und Hörverständnis. Zemp findet die Sample-Auswahl problematisch: «Da wurden Erwachsene im Sprachkurs getestet. Diese haben tendenziell eher Mühe mit dem Sprachenerwerb als Schüler der PISA-Studie. Viele müssen auch vom Arbeitgeber aus einen Sprachkurs besuchen, da fehlt oft die Motivation.»
Männern fehlt die Motivation zum Sprachenlernen
Ein Resultat ist aber für beinahe alle Länder gleich: Frauen sprechen in der Regel besser Englisch als Männer. Zemp sieht dies sowohl durch Lehrerfeedback, als auch durch PISA-Studien belegt: «In der Regel zeigen Männer in Naturwissenschaften und Frauen in Sprachwissenschaften mehr Stärke. Dies wirkt sich auch auf die Motivation aus: Männer lernen Sprachen dadurch weniger gern. Dabei sollte man aber aufpassen, nicht zu pauschalisieren.»
Für die Zukunft zeigt Beat Zemp Zuversicht: «Seit zirka 15 bis 20 Jahren haben wir an einigen Deutschschweizer Primarschulen Frühenglisch, in der Romandie beginnt der Frühenglischunterricht aber erst jetzt. Heute getestete Erwachsene hatten in der Regel gerade mal drei Jahre Englisch in der Sekundarschule, in der Berufsschule entfällt der Sprachunterricht gänzlich. Die Erfolge von Frühenglisch werden sich in späteren Studien zeigen.» (SDA/sep)