Der Schweizer Historiker Daniele Ganser (45) verliert seinen Lehrauftrag an der Universität St. Gallen, wie die «Schweiz am Wochenende» berichtet. Von 2012 bis 2017 hatte Ganser an der renommierten Hochschule einen Kurs zur Geschichte und Zukunft von Energiesystemen gegeben. Der Antrag, Ganser für das Herbsemester 2018 erneut zu engagieren, wurde nun jedoch von der Studienleitung abgelehnt.
Ganser war immer wieder wegen seiner Nähe zu Verschwörungstheoretikern in die Kritik geraten – zuletzt in Zusammenhang mit einem Auftritt in der SRF-Sendung «Arena» am 24. Februar 2017, in der er sich heftig mit Moderator Jonas Projer stritt. Die Folge: SRF wurde mit rund 500 Beschwerden von Ganser-Fans überschwemmt.
«Ein üblicher Vorgang»
Wollte die Uni St. Gallen Ganser loswerden, um sich vor dem Reputationsrisiko zu schützen, das von Ganser ausgeht, der unter anderem die offizielle Version zu den Anschlägen vom 11. September 2001 in Frage stellt?
Der zuständige St. Galler Geschichtsprofessor Caspar Hirschi bestreitet dies gegenüber der «Schweiz am Wochenende». Es sei ein üblicher Vorgang, dass alte Lehraufträge nicht mehr vergeben würden. Davon seien viele externe Dozierende betroffen, und auch im Fall von Ganser sei medialer Druck «kein Entscheidungskriterium» gewesen.
Auch an der Uni Basel war Ganser nicht mehr erwünscht
Bereits 2016 hat Ganser einen Lehrauftrag an der Universität Basel verloren. Gehör verschaffen kann Ganser, der sich als «Energie- und Friedensforscher» bezeichnet, sich jedoch bei seinen gut besuchten öffentlichen Vorträgen, die er nicht nur in der Schweiz, sondern auch in Deutschland hält.
Mit Ganser beschäftigt sich auch das neue Buch von Roger Schawinski (72), das unter dem Titel «Verschwörung! Die fanatische Jagd nach dem Bösen» in den Handel kommt.
Zur «Schweiz am Wochenende» sagt Schawinski, die «Arena»-Sendung mit Ganser habe ihn zu diesem Buch inspiriert: «Ich stellte danach fest, wie stark die Aggression in Gansers Community gegenüber Kritikern ist, und wie riesig diese Szene ist.» Er habe deshalb zu recherchieren begonnen und sei schockiert gewesen, «was sich dort im Untergrund tut».
Schawinski: «Ganser fühlte sich vom CIA verfolgt»
Über Ganser sagt Schawinski, dieser habe einen Verfolgungswahn. «Er fühlt sich als Märtyrer, der bereit ist, sein Leben für die eigene Sache zu opfern. Zu diesem Zweck baut er die USA und die Nato zu einem übermächtigen Feind auf.» Schon als Ganser noch bei der Denkfabrik Avenir Suisse gearbeitet habe, habe er seinen Kollegen gesagt, er habe das Gefühl, die CIA sei ihm auf der Spur und werde ihn mit Helikoptern entführen. Ganser wollte sich gegenüber der «Schweiz am Wochenende» nicht zu Schawinskis Buch äussern. (lüs)