Sein Sohn wäre vielleicht verblutet, sagt der Vater von Leart R.* (26) zu Blick. «Wenn er alleine gewesen wäre, wäre er jetzt bestimmt tot – wegen des grossen Blutverlustes.» Nun liege sein Sohn im künstlichen Koma, am Montag folge eine weitere Operation.
Am späteren Samstagnachmittag kam es in einer Wohnblocksiedlung in Rapperswil-Jona SG zu einem Parkplatz-Streit, der innert wenigen Augenblicken in einem blutigen Drama endete.
Leart R.s bester Freund Edon S.** (26) traf kurz nach der Eskalation am Tatort ein. Er erblickte die Polizei und das mit Licht stehende Auto seines Freundes. «Ich dachte mir gleich, dass etwas mit ihm passiert ist. Ich schrieb ihm sofort eine Nachricht, leider ohne Rückmeldung.»
Späteres Opfer hat nicht richtig parkiert
Von Familie R. erfuhr Edon S. sehr bald, was geschehen war. Leart R. sei am Samstagnachmittag mit seiner Verlobten und der Freundin seines Bruders mit dem Auto an der Kreuzackerstrasse eingetroffen. Sie wollten die Geburtstagsfeier von Leart R.s Vater besuchen. Deshalb parkierte er das Auto auf dem Mietparkplatz seines Papas. «Aber leider nicht ganz richtig», erzählt Edon S., «deshalb wollte er es noch korrigieren.» Doch dazu kam es nicht.
Plötzlich war der 50-Jährige vor Ort, dem der daneben liegende Parkplatz gehört. Er wollte offenbar nicht hinnehmen, dass sein Wagen nun nicht mehr genug Platz hatte. Als der junge Mann seinen Fehler korrigieren wollte, war ihm das aber nicht möglich. «Das Auto des späteren Angreifers stand so, dass Leart seinen Wagen gar nicht mehr bewegen konnte», erzählt Edon S. dem Blick. Der 50-Jährige sei so aufgebracht gewesen, dass er wegen des Parkplatzproblems die Polizei rief. Bis zu ihrem Eintreffen eskalierte die Situation auf dem Parkplatz.
«Die Messerattacke ist einfach so ‹schnell, schnell› passiert!», sagt Edon S. Der 50-Jährige habe seinem besten Freund in den Bauch gestochen. «Das T-Shirt war voller Blut.»
Blutendes Opfer wurde in Wohnung gebracht, wo man Geburtstag feierte
Die beiden Begleiterinnen brachten Leart R. sofort in die Wohnung von Leart R.s Familie, die bereits dabei war, den Geburtstag des Vaters zu feiern. Drinnen hatte noch niemand etwas vom Streit auf dem Parkplatz mitbekommen – alle seien schockiert gewesen ob des Anblicks von Leart R.s T-Shirt, das voller Blut war.
R.s Vater erzählt: «Plötzlich kam mein Sohn mit seiner Verlobten und der Freundin meines älteren Sohnes ins Haus. Er hatte eine Wunde am Bauch und hat ziemlich geblutet. Zum Glück war ich zu Hause und konnte sofort reagieren.» Der Vater fuhr seinen Sohn sofort in eine Permanence, dort wurde er erstversorgt. Dann flog ihn die Rega ins Spital.
Der Zustand von Leart R. sei laut den Ärzten unterdessen stabil, so der Vater. Edon S.: «Wir stehen alle unter Schock! Aber wir konnten Leart am Sonntag schon im Spital besuchen.»
«Ich würde für ihn die Hand ins Feuer legen»
Der Angreifer, den die Polizei verhaftete, wohnt seit etwa einem Jahr in der gleichen Liegenschaft, in der die Opferfamilie seit rund drei Jahrzehnten zu Hause ist. Der 50-Jährige sei nie aufgefallen, weder positiv noch negativ, sagt Edon S. «Man hat sich knapp gegrüsst. Doch niemand hätte gedacht, dass er zu so etwas fähig ist.»
Und sein bester Freund sei ein lieber, fröhlicher Mensch, der bei diesem Konflikt «sicher nicht den ersten Schritt gemacht hat». Dafür würde Edon S. seine Hand ins Feuer legen. Er wünscht seinem besten Freund: «Bleib stark!»
* Name geändert
** Name bekannt