«Die sehen die Fotos und wandern ins Blaue»
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Lawinen-Gefahr im Herbst:Das rät der Lawinen-Forscher für Wanderungen

Lawinen-Alarm im Influencer-Paradies! 19-Jährige nahe Seealpsee verschüttet
«Die sehen die Fotos und wandern ins Blaue»

Das Appenzell ist ein beliebtes Touristenziel. Für Bilder vor dem Gasthaus Äscher oder dem Seealpsee gibt es viele es Likes in den sozialen Netzwerken. Ausgerechnet hier ging am Wochenende eine Lawine runter – und verschüttete eine Wanderin!
Publiziert: 28.09.2020 um 15:37 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2020 um 22:09 Uhr
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Eine 19-Jährige wurde am Sonntagmittag bei der Altenalp im Kanton Appenzell verschüttet.
Foto: Rega

Das Appenzell mit seinem kristallklaren Seealpsee, dem Gasthaus Äscher – ein Paradies für Influencer, Touristen und Hobbyfotografen. Doch am Sonntagmittag wird die Idylle getrübt. Um 13.20 Uhr krachte eine Lawine durch die Landschaft. Eine 19-Jährige wurde verschüttet.

Ihr Partner konnte sich in Sicherheit bringen. Nach einer Stunde wurde die Verschüttete aus einem Meter Schneemasse befreit. Laut der Kantonspolizei handelt es sich um ein Touristenpaar, das von der Altenalp her in Richtung Ebenalp wanderte.

Unterschätzte Gefahr

Touristen, die aktuell auf unbekannten Wegen wandern, begeben sich in Gefahr. Dölf Dobler, Mitbesitzer des Gasthaus Schäfler, nahe des Ortes des Lawinenabgangs, sagt: «Viele unterschätzen die Gefahren, die oberhalb der Wanderwege lauern.» Die Lawine sei nicht besonders ungewöhnlich gewesen. Der Schnee sei nass gewesen und es habe stark gewindet.

Er sieht das Problem in der Vorbereitung der ortsfremden Wanderer: «Die Leute haben die schönen Bilder auf Instagram gesehen. Sie denken dann, das wollen sie sehen – und dann wird ins Blaue gewandert.»

Instagram-Fotos verleiteten dazu, sich in Gefahr zu begeben

Die Bilder würden zudem meist nicht auf den gut begehbaren Wanderwegen gemacht. «Bei Verhältnissen, wie sie momentan sind, kann das doppelt gefährlich sein», sagt Dobler. Instagram verleitete Touristen vielfach dazu, sich in Gefahr zu begeben. Der Alpstein, wo sich das Gasthaus Schäfler befindet, werde gerade bei Verhältnissen wie am Sonntag unterschätzt.

Benjamin Zweifel, Lawinen-Prognostiker beim Institut für Schnee- und Lawinenforschung (SLF), erklärt die Lawine, die bei vermeintlich wenig Schnee runterging, so: «Es handelt sich um Nassschnee oder Gleitschneerutsche. Die gehen auf dem aktuell noch warmen Boden ab, das ist auch in den nächsten Tagen zu erwarten.»

Er betont, dass man sich aktuell besonders auf Wanderungen vorbereiten muss. Die Region Altenalp im Kanton Appenzell sei jedoch nicht besonders gefährdet. Denn: «Alle Lagen, in denen aktuell Schnee gefallen ist, waren gefährdet.»

Wanderung bei Schnee verschieben

Der grösste Fehler, den man machen kann, wenn man merkt, eine Lawine geht los? «Der Fehler ist vorher schon passiert», sagt Zweifel. Denn: «Man sollte sich bei der Planung einer Wanderung während dieser Jahreszeit möglichst gut über mögliche Gefahren informieren.»

Die 19-jährige Touristin hatte Glück im Unglück. Sie wurde unterkühlt geborgen und zur Kontrolle in ein Spital geflogen. Laut dem Lawinenexperten hätte man die Wanderung entweder zeitlich oder in tiefere Gebiete verlegen sollen. Denn: «Wanderungen im steilen Gelände verlangen besondere Vorsicht.» (euc)

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