Glarner mit heissem Geschäft in kaltem Regen
Landsgemeinde lehnt Burkaverbot ab

Soll es im Kanton Glarus ein Burkaverbot geben wie im Tessin? Die Stimmbürger und -bürgerinnen haben das Vermummungsverbot heute an der Landsgemeinde deutlich abgelehnt. Nach einer intensiven Diskussion.
Publiziert: 07.05.2017 um 09:59 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 12:42 Uhr

Insgesamt neun Glarner meldeten sich heute im Regen auf dem Zaunplatz im Hauptort zum heissesten Geschäft der Landsgemeinde zu Wort: Die junge Nina Landolt betonte beispielsweise, dass hinter der Burka «ein Mensch wie du und ich» stecke.

Die Glarner Landsgemeinde: Abstimmung über Burka-Verbot interessiert (Archivbild).
Foto: KEYSTONE/SAMUEL TRUEMPY

Der Initiant der Vorlage, Auns-Mitglied Ronald Hämmerli (SVP), betonte noch einmal, dass es ihm um die Sicherheit gehe.Zum Beispiel auch bei Ausschreitungen im Umfeld von Fussball- und Eishockeyspielen. Zudem wolle er nicht, dass Frauen unterdrückt werden.

Der Entscheid der Glarner und Glarnerinnen war dann relativ klar: Im Verhältnis zwei zu eins, sei die Vorlage verworfen worden, sagte Landammann Rolf Widmer, der wie traditionell üblich nach Augenmass entschied.

Widmer hatte die Abstimmungen zuvor mit einem Appell wider den «Zeitgeist des vorlauten Individualismus» eröffnet.

Die Landsgemeinde zeichne sich dadurch aus, dass man Verantwortung als Kollektiv wahrnehme, sagte Landammann Widmer. Die Einzelinteressen hätten gegenüber dem Gesamtinteresse erfahrungsgemäss einen schweren Stand.

«Kein dringliches Thema»

«Ich habe den Antrag klar abgelehnt, da ich der Meinung bin, dass dieses Thema auf Bundes- und nicht auf Kantonsebene geregelt werden muss», sagt etwa Renato Micheroli (48) zu BLICK. Der Bankangestellte, der in Glarus aufgewachsen ist, sieht auch keine Dringlichkeit. «Ich habe noch nie jemanden mit Burka gesehen.»

«Meine Freundin und Nachbarin trägt einen Niqab. Mich stört das überhaupt nicht. Sie lebt ein ganz normales Leben», erzählt Andrea Jenny (31). «Vermummte Hooligans haben wir hier auch keine. Es gibt schon genug Gesetze in diese Richtung.»

Eigenes Bedürfnis darf nicht im Vordergrund stehen

«Pflegen wir diese Errungenschaft auch an der diesjährigen Landsgemeinde», sagte Widmer, der dann fortfuhr: «Lassen wir uns nicht vom Zeitgeist des vorlauten Individualismus, nicht vom Fokus auf das eigene Bedürfnis vereinnahmen.»

Im Brennpunkt des Interesses stand an der diesjährigen Landsgemeinde das Burka-Verbot. Glarus war erst der zweite Kanton, der über ein Verschleierungsverbot abstimmte.

Damit bleibt es dabei: Als einziger Kanton ein solches Verbot eingeführt hat das Tessin. Dort ist es seit Mitte letzten Jahres untersagt, im öffentlicher Raum das Gesicht zu verschleiern. (bih/SDA)

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