Landwirte mit Finanzproblemen sehen oft nur noch den Suizid als Ausweg aus der Misere. Der BLICK-Artikel von gestern warf hohe Wellen. Im Zentrum der Leserkommentare stand die Frage nach dem Warum.
Bei Landwirten ist die Situation jedenfalls komplexer als bei normalen Angestellten. «Viele Bauern fühlen sich als Versager, wenn der Hof nicht mehr läuft», weiss Christine Bühler (56), Präsidentin des Landfrauenverbandes. Bauern könnten Beruf und Privates nicht so einfach trennen. Möglicher Eindruck: «Wer beruflich versagt, versagt auch privat.»
Beim Bauernverband, der heute in Bern zu einer Grossdemo aufruft, ist die Problematik bekannt. «Die Zahl von psychischen Krankheiten wie Depressionen oder Burn-outs bei Bauern nimmt zu», sagt Präsident Markus Ritter (48). «Das ist ein Alarmzeichen!»
Der finanzielle Druck in der Landwirtschaft werde immer grösser. Wer seine Rechnungen nicht mehr bezahlen könne, der suche sich einen Zweitjob, um die Löcher im Budget zu stopfen – neben der Arbeit auf dem Hof.
«Irgendwann arbeitet der Landwirt dann 10 bis 14 Stunden pro Tag, 365 Tage im Jahr. Ein paar Jahre mag das gut gehen. Irgendwann rebelliert aber der Körper oder die Psyche», sagt der oberste Schweizer Bauer weiter. Suizid-Expertin Gabriela Stoppe (57) rät Bauern in Not, rechtzeitig Hilfe zu holen: «Gerade Landwirte sind oft mit ihren Entscheidungen allein und wollen sich nicht eingestehen, dass sie professionelle Unterstützung benötigen.» Solche Hilfe könnte viele Selbsttötungen verhindern, sagt die Psychiaterin aus Basel.
Beim Bundesamt für Landwirtschaft sind Suizide von Bauern kein Thema. Weder gibt es statistische Daten, noch will man sich dazu äussern. Suizidfälle in der Schweiz werden zudem nicht nach Berufsgruppen erfasst.