Kunstmuseum Bern putzt Gurlitt-Erbe heraus
Feine Finger befreien Gemälde von Bakterien, Pilzen und Staub

Die Sammlung von Cornelius Gurlitt wird vom Kunstmuseum Bern mit grossem Aufwand restauriert. Die Öffentlichkeit ist hautnah dabei.
Publiziert: 19.08.2017 um 15:17 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 19:38 Uhr
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Ab dem 20. August können Interessierte geführt die Werkstätten in Bern besuchen.
Foto: Hannes Britschgi
Hannes Britschgi

Jetzt sind die Gurlitt-Bilder und -Zeichnungen in Bern. Das Kunstmuseum hat für die «Werkstatt Gurlitt» eine ganze Etage geräumt. Die 220 Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder aus dem Nachlass von Cornelius Gurlitt (1932–2014) müssen sorgfältig geprüft, restauriert und erfasst werden.

Die Sammlung hat mit ihrer Wiederentdeckung und dem Erbfall international Schlagzeilen gemacht. «Es gibt selten eine Sammlung, die eine solch starke Geschichte erzählt», sagt der Berner Regierungspräsident Bernhard Pulver (52). «Sie spannt den Bogen von der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der Nazi-Diktatur, der 〈entarteten Kunst〉, der Raubkunst. Und dann der Krimi, wie Cornelius Gurlitt die Sammlung bis zu seinem Tod hütete und schliesslich der ganze Erbschaftsstreit bis zum internationalen Abkommen, das die Sammlung nach Bern brachte.»

Das Kunstmuseum sucht grösstmöglichste Konkurrenz

Dass die zum Teil fragwürdige Herkunft der Werke – Raubkunst und Notverkäufe – Bern eine besondere Verantwortung aufbürdet, ist den Verantwortlichen klar. Deshalb sucht das Kunstmuseum grösstmögliche Transparenz. Es öffnet jetzt sogar die Restaurierungsateliers dem Publikum. Ab dem 20. August können Interessierte geführt die Werkstätten besuchen. Gestern drängten sich 70 Journalisten an die Arbeitstische und beobachteten, wie die Restauratorinnen mit geschickten Händen Bakterien, Pilzsporen und Staub bekämpfen.

Unter den filigranen Werkzeugen lagen Liebermanns, Müllers und Kandinskys. Bilder mit Pilzbefall müssen in die Quarantäne-Abteilung. Zum finanziellen Aufwand erklärt Pulver: «Das Kunstmuseum sagte sofort, es wolle keine zusätzlichen öffentlichen Gelder. Deutschland hat in den Verträgen die ökonomischen Risiken übernommen. Deshalb muss Bern keine Garantien übernehmen. Und dann beteiligt sich eine private Gross-Spenderin, Frau Ursula Streit, an der Finanzierung. Und schliesslich arbeiten Studenten der Hochschule der Künste Bern mit.»

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