«Jetzt müssen wir dann unsere Hochzeitsgäste per Telefon zur Feier einladen», ärgert sich Blick.ch-Leser M. S. aus dem Kanton Bern. Bei einem Online-Anbieter in Holland hatte er Karten gestaltet und bestellt. Das klappte noch prima. «Gemäss Track&Trace von Swisspost hat das Paket mit den Karten Amsterdam am 20. Januar verlassen und am 21. Januar das Zollverarbeitungzentrum Urdorf erreicht», sagt er.
Doch seit 13 Tagen hängt die Sendung fest. Er habe mehrmals beim Kundendienst nachgefragt. Der Zoll komme im Moment nicht nach mit dem Verarbeiten der Ausland-Pakete, sei jeweils die Antwort gewesen.
Was nicht ganz stimmt: Die Post übernimmt im neuen Verarbeitungszentrum ihrer Tochterfirma Simlog in Urdorf die Verzollung der Pakete selbst. «Wir machen nur Stichproben», sagt Walter Pavel, Sprecher der Zollverwaltung.
In Urdorf bei der Post gibts jedoch offenbar ein gröberes Poblem. Der Kundendienst gab M. S. bereitwillig Auskunft: «Letzte Woche war beim Kundendienst der Post die Rede von 30000 Paketen, die zur Verarbeitung pendent sind. Vor einer Stunde waren es schon 50000 Stück», sagte er gestern. Man habe ihm erklärt, dass täglich mehrere Reklamationen eingingen.
Unerklärlich hoher Paketpost-Eingang
Zahlen, die Postsprecher Oliver Flüeler gegenüber Blick.ch klar bestreitet. Es seien nach seinen Informationen weniger als zehntausend Pakete. Er gibt aber zu: «Wir hatten in den vergangenen Wochen unerwarteterweise einen sehr grossen Wareneingang.» Während das Verarbeitungszentrum in der Vorweihnachtszeit für die Päckli-Schwemme gut aufgestellt war, wurde sie jetzt offensichtlich auf dem falschen Fuss erwischt. Der Eingang sei fast ebenso hoch wie vor den Festtagen, schätzt der Post-Sprecher. Wieso das so ist, kann er nicht sagen.
Doch der Stau hat noch eine andere Ursache: Weil die Deutsche Post im vergangenen Jahr beschlossen hatte, ihre Paketpost in der Schweiz durch die Tochterfirma DHL zu verzollen und zu verteilen, musste die Schweizer Post ihr grosses Verzollungszentrum in Basel schliessen und die Abteilung nach Urdorf auslagern. 70 Stellen wurden abgebaut.
Engpass nach dem Stellenabbau
Haben die Postmanager den Rotstift zu früh angesetzt? In Urdorf seien sie dran, eine zusätzliche Schicht hochzufahren, um den Flaschenhals zu beseitigen, sagt Postsprecher Flüeler. «Die Umstellung der Verarbeitungsprozesse von Basel nach Urdorf hat zugegebenermassen zu einer Verlangsamung der Prozesse geführt», so Flüeler.
Für Leser M. S. viel zu langsam: «Die erhöhen die Preise, verscherbeln inzwischen alles Mögliche in ihren Filialen, machen Riesengewinne mit ihrer Bank – aber ihre normale Büez – Post verteilen – bringen sie nicht mehr auf die Reihe», ärgert er sich. Für die Hochzeitseinladungen hat er jetzt eine schnellere Lösung gefunden: «Der Hersteller schickt sie mir jetzt im normalen Couvert mit der Briefpost.»
* Name der Redaktion bekannt