Die Schweiz war das erste Land weltweit, das jodiertes Salz einführte, wie das Bundesamt für Lebensmittel und Veterinärwesen (BLV) am Donnerstag schrieb. Jod ist gemäss den Angaben eine natürlich vorkommende Substanz und ein für Menschen lebenswichtiges Spurenelement. In Schweizer Böden kommt es aber kaum vor.
Im Inland produzierten Lebensmittel sind daher arm an Jod, und die Menschen konnten - noch ohne jodiertes Salz zum Kochen - mit dem Essen nicht genügend Jod aufnehmen. Schwerer Jodmangel war die Folge. Zeichen davon waren häufig vergrösserte Schilddrüsen und Kröpfe - schon bei Kindern.
Auch Kretinismus, eine nicht heilbare Unterentwicklung des Gehirns, die mit Taubstummheit, Kleinwuchs und Missbildungen der Knochen und Gelenke einhergeht, war verbreitet. Er entstand bei Neugeborenen oder schon im Mutterleib durch schweren Jodmangel in der Ernährung. Vom Jodmangel besonders betroffen waren vor allem Berggebiete.
Jod im Salz brachte diese Mangelerscheinungen zum Verschwinden. Die ab 1922 in Appenzell Ausserrhoden und später im ganzen Land durchgesetzte Vorsorge war das Verdienst von Ärzten wie Hans Eggenberger, Otto Bayard, Heinrich Hunziker und Fritz de Quervain, wie im Historischen Lexikon der Schweiz zu lesen ist. Der wohl letzte Kretin dürfte in den siebziger Jahren verstorben sein.
Jodiertes Salz sei nach wie vor die wichtigste Jodquelle für die Schweizer Bevölkerung, schreibt das BLV heute. Weil die Verwendung von jodiertem Salz in der Lebensmittelproduktion freiwillig ist, ist es in den Augen des Bundes wichtig, beim Essen auf genügend jodiertes Salz zu achten.
Die entsprechende Verordnung des Bundes schreibt für jodiertes Speisesalz, Kochsalz und Salz den Zusatz «jodiert» in der Bezeichnung vor, wie es beim BLV hiess. Die Schweizer Salinen beispielsweise verwendeten einen roten Streifen für die Kennzeichnung.
Das BLV überwacht die Lage. Alle fünf Jahre werde in Urinproben die Jod-Konzentration gemessen, teilte Sprecherin Estelle Hain auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA mit. Gewisse Gruppen, beispielsweise Schwangere, würden besonders überwacht.
Auch wenn das Risiko eines Mangels derzeit gering sei, sei Vorsicht angezeigt, schrieb Hain. Es gelte deshalb nach wie vor, den Konsum von jodiertem Salz in der Ernährung zu fördern.
Veränderte Warenflüsse und neue Essgewohnheiten können negative Auswirkungen auf die Versorgung mit Jod haben. Die Überwachung des Jodstatus sei wichtig, um rechtzeitig mit Information Gegensteuer zu geben oder gesundheitspolitische Massnahmen für die Sicherung der Jodversorgung zu gewährleisten, schrieb Hain dazu.
Die Fluor- und Jodkommission der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) und das BLV haben ein Jubiläumssymposium organisiert. Themen sind die physiologische Bedeutung von Jod, die Situation bei der Jodversorgung der Schweiz und Massnahmen zur Verbesserung des Jodstatus der Bevölkerung. Fachleute aus den Bereichen Ernährung, öffentliche Gesundheit, Medizin und Lebensmittelindustrie nehmen am Symposium teil.
(SDA)