Er habe nicht mal gewusst, wie alt das Mädchen gewesen sei. «Das hat mich auch nicht interessiert.» Beim Kontakt zur damals 14-Jährigen sei es nie um etwas Sexuelles gegangen, immer nur um die Kunst. «Sie wollte Artistin werden», sagte Larible. Sie habe ihn ausgefragt über die Zirkuskunst, über Clownschulen und vieles mehr.
Deshalb habe er ihr in dem Zürcher Hotelzimmer auch ein Buch über die Clownskunst geben wollen. Dabei habe es keinerlei Übergriffe gegeben, nur eine Umarmung zum Abschied.
Auch über Orgasmen habe er mit dem Mädchen nicht geredet. «Es kann sein, dass ich das Wort Orgasmus verwendet habe. Aber ich meinte das eher als Gefühl beim Auftreten vor Publikum.»
Kennengelernt hatten sich der heute 60-jährige Clown und das Mädchen bei Fan-Kontakten. «Sie war oft sehr emotional, hat mich umarmt und geweint.» Bei diesen Gelegenheiten sei auch oft die Mutter des Mädchens dabei gewesen. Irgendwann hatten der Clown und die Teenagerin dann auch Kontakt über Whatsapp. Wenn er spüre, dass ihn jemand brauche, dann sei er für diese Person da.
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, das Mädchen im Oktober 2016 drei Mal mit Zunge geküsst zu haben, es unter den Kleidern am Rücken gestreichelt und ihm einen Kuss aufs Decolleté gegeben zu haben.
Dafür soll er mit einer bedingten Geldstrafe von 160 Tagessätzen zu 120 Franken und einer Busse von 600 Franken bestraft werden. Zudem verlangt die Anklage fünf Jahre Landesverweis für den Italiener. Ob heute noch ein Urteil gefällt wird, ist offen.
In den ersten zwei Monaten nach der Verhaftung im November 2016 wurden Larible sämtliche Engagements gekündigt. Mittlerweile sieht es in seiner Agenda wieder besser aus: Er hat Aufträge aus Moskau, Portugal und China. Bis wenige Tage vor dem Prozess tourte er durch Südamerika. Die Theater seien voll, das Publikum habe ihn zum Glück nicht aufgegeben.
Die ganze Sache habe ihn aber sehr verändert, sagte er weiter. «Vorher war ich sehr offen. Ich mochte es, Leuten zu begegnen und Zeit mit ihnen zu verbringen.» Mittlerweile lasse er nach Auftritten niemanden mehr in seine Garderobe. Alle müssten draussen warten. «Es ist schlimm, ich kann nicht mehr ich selber sein.»