Es sollte ein gemütlicher Mädelsabend in Zürich werden. Zusammen mit einer Freundin besucht BLICK-Leserin Maria P.* (19) am Samstagabend ein Kino. Der Film ist um 22.30 Uhr fertig, die Freundinnen gehen an den See, um zu quatschen und Musik zu hören.
«Plötzlich hörten wir Schreie. Wir schauten nach links und sahen, wie Feuerwerkskörper und Mülltonnen angezündet wurden», erzählt P. Es ist kurz nach 23 Uhr. Wegen einer Messerstecherei muss die Stadtpolizei zur Seepromenade ausrücken, da gehen mutmasslich FCZ-Fans der Südkurve mit Steinen und Flaschen auf Polizei und Sanitäter los.
«Wurde selber angeschossen»
Maria P. erlebt alles hautnah. «Wir hörten Gummischrotschüsse, ich wurde von einem Geschoss am Arm und am Hals getroffen», erzählt sie. «Dann sahen wir, wie eine grosse Menschenmenge vor einem Wasserwerfer flüchtete.»
Die beiden Freundinnen sind nur wenige Meter von den Krawallen entfernt. Sie merken, dass die Situation eskaliert, und beschliessen, die Flucht zu ergreifen. «In dem Moment setzte die Polizei Tränengas und Pfefferspray ein, Frauen schrien und weinten vor Schmerzen in den Augen, Männer husteten pausenlos. Auch wir haben eine volle Ladung abgekommen.»
Warum die Situation eskaliert ist, wissen sie zu diesem Zeitpunkt nicht. «Erst später haben uns Freunde von der Messerstecherei erzählt», sagt P.
Neue Dimension der Gewalt
Um 1.30 Uhr beruhigt sich die Situation. Bei der Messerstecherei erleidet ein 18-jähriger Staatenloser lebensgefährliche Verletzungen. Zwei gleichaltrige Männer aus Syrien und Libyen und zwei Polizisten werden verletzt.
Die Hintergründe des Vorfalls sind noch unklar. Klar ist, dass diese Angriffe auf Polizei und Rettungsdienst laut Polizeisprecherin Judith Hödl eine neue Dimension erreicht haben. Sie sagt zu BLICK: «Polizistinnen und Polizisten wurden in letzter Zeit leider immer wieder angegriffen. Aber eine neue Stufe ist erreicht, wenn man sogar Rettungskräfte davon abhält, sich um Verletzte zu kümmern.»
Auch Max Hofmann, Generalsekretär vom Verband Schweizerischer Polizeibeamter (VSPB), ist bestürzt über die Ereignisse. «Der Respekt gegenüber Beamten und Behörden geht immer weiter zurück. So steigt die Gewaltbereitschaft automatisch», sagt Hofmann zu BLICK.
Augenzeugin hatte Glück im Unglück
Maria P. werden die Ereignisse vom Samstagabend noch ein paar Tage begleiten. Durch das Tränengas und den Pfefferspray brennen ihre Augen noch und sind rot und geschwollen. Auch das Gummischrot hat seine Spuren hinterlassen: Dicke Blutergüsse und blaue Flecken zieren ihren Ober- und Unterarm.
* Name geändert