Der Ex-Manager der Schweizer Rockband Krokus soll die Urheberrechtsgesellschaft Suisa, respektive die von ihr vertretenen Musik-Komponisten und -Verleger um hunderttausende Franken betrogen haben.
Gemäss Anklage gab es zwei Vorgehensweisen. Einerseits reichte Harry S. falsch ausgefüllte Abrechnungen ein: Bei 75 Konzerten waren verminderte Ticketeinnahmen aufgeführt. Der Suisa entgingen 375 000 Franken an Urheberrechtsentschädigungen.
Allein beim Konzert der britischen Band Muse am 2. Juni 2010 im Stade de Suisse in Bern vor 45 000 Zuschauern, trickste der Konzertmanager offenbar gewaltig. Statt 3,5 Millionen Einnahmen durch Ticketverkäufe, deklarierte er bloss 1,8 Millionen Franken.
48 Konzerte vergass Harry S. ganz der Suisa anzumelden. Etwa jenes der Eagles Of Death Metal, die den Terroranschlag am 13. November 2015 im Bataclan in Paris überlebten. Sie spielten im März 2009 vor 900 Zuschauern im Rohstofflager Zürich. Oder Nightwish in Basel mit über einer halben Million Franken Einnahmen.
Die Machenschaften flogen 2011 beim Konkurs der Konzertagentur auf. Harry S. entzog sich laut Anklageschrift den Zahlungsverpflichtungen. Als Geschäftsführer habe er auch für Ersatzlösungen, wie Forderungsabtretungen, «nicht Hand geboten».
Ein Insider zu BLICK: «Bei Durchsicht der Unterlagen fiel auf, dass etliche Post der Suisa ungeöffnet herumlag.» Laut Staatsanwalt Manfred Welti hatte die Konzertagentur seit 2001 mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Er beantragt die Verurteilung von Harry S. wegen gewerbsmässigem Betrug und weiteren Delikten mit zwanzig Monate Knast bedingt. «Free & Virgin machte einen beachtlichen Umsatz mit Musik», sagt Suisa-Sprecher Giorgio Tebaldi. «Die Suisa kann nicht tolerieren, dass Urheber und Verleger der Songs hintergangen worden sind.»
In der Branche ist man nicht überrascht: «Harry war der erste Manager von Krokus und brachte die grössten Stars in die Schweiz. Doch ein Geschäftsmann war er nie», sagt ein Musikjournalist.
Harry S. hält sich für unschuldig. Durch seinen Anwalt lässt er gegenüber BLICK sämtliche Vorwürfe bestreiten.
*Name der Redaktion bekannt
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