«Wir erleben einen Ansturm auf Schwangerschaftstests»
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Corona-Babyboom?«Wir erleben einen Ansturm auf Schwangerschaftstests»

Kommt jetzt der Corona-Babyboom?
«Wir erleben einen Ansturm auf Schwangerschaftstests»

Seit Beginn der Corona-Krise in der Schweiz gingen bei Apotheken aussergewöhnlich viele Schwangerschaftstests über die Ladentheke. Erwartet uns jetzt ein Kindersegen?
Publiziert: 18.07.2020 um 23:31 Uhr
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Aktualisiert: 01.08.2020 um 23:49 Uhr
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Während der Corona-Zeit wurden mehr Schwangerschaftstests verkauft.
Foto: plainpicture/Glasshouse/Mackenzie LaRoe
Dana Liechti

Restaurants, Bars, Kinos, Läden, Schwimmbäder geschlossen – im Lockdown stand die Schweiz still. Die Menschen verbrachten so viel Zeit zu Hause wie kaum je zuvor.

Neben unerfreulichen Auswirkungen hatte dies aber einen weiteren Effekt: Erste Hinweise deuten darauf, dass während der Krise mehr Frauen schwanger geworden sind – oder es zumindest vermuteten. Denn: Es ­wurden mehr Schwangerschaftstests verkauft. «Wir erleben seit Ende Februar einen Ansturm auf Schwangerschaftstests», sagt Frank Marent, Geschäftsführer der Onlineapotheke McDro­gerie.ch. «Über die gesamte ­Corona-Zeit haben wir doppelt so viele Tests verkauft wie in normalen Zeiten.» Zeitweise sei die Nachfrage sogar um das Drei­fache gestiegen. So etwas habe er noch nie erlebt: «Das hat uns selbst verblüfft.»

Wunsch nach Halt und Hoffnung

Während einer Pandemie freiwillig eine Familie gründen? Das hört sich erst einmal abwegig an. Andererseits dürfte gerade jetzt der Wunsch nach Halt und Hoffnung besonders gross sein. Das wieder spricht für Kinder. Ganz nach dem Motto: Jetzt erst recht!

Auch bei microspot.ch wurden seit Beginn des Lockdowns bis heute mehr als drei Mal so viele Schwangerschaftstests verkauft wie in der gleichen Vorjahres­periode. Im April stieg die Nachfrage sogar um das Zehnfache.

Nicht nur online gab es ­einen Run auf die Tests. In den Filialen von Coop und der Coop-Apotheke Vitality gingen im April und Juni ebenfalls ungewöhnlich viele Tests über die Ladentheke. Auch Migros verkaufte während der Corona-Krise mehr Schwangerschaftstests als im Vorjahr. Und die Drogerie Pura Vita brachte zwischen Mitte März und Mitte Juli sogar doppelt so ­viele Tests an die Frau wie im Vorjahr. Währenddessen setzten die Konkurrenten Amavita und Sun Store vergleichbar viele Tests ab wie in den Jahren zuvor. Auf mehr Schwangerschaften deuten auch die Zahlen der Frauen-Permanence Zürich des Spitals Zollikerberg hin: «In unseren Sprechstunden spüren wir mit über 30 Prozent mehr Schwangerschaftsbetreuungen eine deutliche Zunahme der Anfragen», sagt die leitende Ärztin Nadja Pauli.

Babyboom wegen Corona? Mit Sicherheit lasse sich das erst mit den Geburtsanmeldungen in den Spi­tälern abschätzen, sagt Nadja Pauli. Aber: «Grundsätzlich halte ich einen Babyboom aufgrund der vermehrten Schwangerschaftsbetreuungen für denkbar.»

Leicht ansteigende Geburtenzahlen

Nicht nur in Zürich, auch in Bern gibt es mehr werdende Mütter. Daniel Surbek, Chefarzt der Geburtshilfe am Inselspital: «Wir haben etwa fünf Prozent mehr Schwangere als in anderen Jahren.» Ob Surbek von ­einem Corona-Babyboom ab Ende Jahr ausgeht? «Ja!», sagt er, «ich rechne mit leicht an­steigenden Geburtenzahlen in der Schweiz im Vergleich zu 2019.»

Der Lockdown habe dazu geführt, dass viele Paare vermehrt gemeinsame Zeit zu Hause verbrachten und weniger Stress durch die Arbeit hatten. «Beides ist für die Entstehung von Schwangerschaften förderlich», so Surbek.

Etwas zurückhaltender sind hingegen die grossen Versicherungen, darunter CSS, Assura und Swica. Denn viele der ak­tuellen Schwangerschaften sind noch gar nicht erfasst. Vorsichtig ist auch die Schweizerische Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe: «Ob es einen Babyboom geben wird, wird man erst anhand der gesamt­schweize­rischen Geburtenzahlen feststellen können», sagt ­Generalsekretär Thomas Eggimann.

Bei der Beurteilung der Zahlen müsse dann aber bedacht werden, dass die Geburten­zahlen im Jahr 2020 eigentlich eher zurückgehen müssten.

Nehmen die Geburtenzahlen Ende Jahr jedoch nicht wie ­erwartet ab, könne durchaus ein Corona-Babyboom verantwortlich sein. Zumindest in seiner ­eigenen Praxis sei die Zahl der Schwangeren im Moment aber noch vergleichbar mit den Vorjahren, so Eggimann.

Kein Zugang zu Verhütungsmitteln

Gewissheit gibt es so oder so erst Ende Jahr. «Rechnerisch werden Corona-Babys ab dem 14. Dezember geboren», sagt Nadja Pauli von der Frauen-­Permanence Zürich.

Weltweit rechnen Experten mit sieben Millionen zusätz­lichen ungewollten Schwangerschaften aufgrund der Corona-Krise – weil vielen Frauen der Zugang zu Verhütungsmitteln verwehrt wird.

In der Schweiz sieht die ­Situation anders aus – Verhütungsmittel gäbe es hier genug. Wir dürfen gespannt sein.

Schwangere sollen als Risikogruppe eingestuft werden

Schwangere Frauen sollen in der Schweiz neu als Risikogruppe für Covid-19 eingestuft werden. Dies fordert ein Experte des Universitätsspitals Chuv in Lausanne. Denn: Mittlerweile gehen Experten davon aus, dass schwangere Frauen ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben. Zudem ist die Gefahr einer Frühgeburt bei einer Covid-19-Erkrankung erhöht. In Einzelfällen wurde das Virus auch bereits vor der Geburt von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen.

Schwangere Frauen sollen in der Schweiz neu als Risikogruppe für Covid-19 eingestuft werden. Dies fordert ein Experte des Universitätsspitals Chuv in Lausanne. Denn: Mittlerweile gehen Experten davon aus, dass schwangere Frauen ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe haben. Zudem ist die Gefahr einer Frühgeburt bei einer Covid-19-Erkrankung erhöht. In Einzelfällen wurde das Virus auch bereits vor der Geburt von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen.

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