Frau und Mann haben zunehmend Schwierigkeiten, sich ihren Kinderwunsch zu erfüllen. Künstliche Befruchtung boomt. Doch viele erfüllen die Voraussetzungen dafür nicht. Das Schweizer Fortpflanzungsmedizingesetz schreibt vor: Willige Paare – seit kurzem auch lesbische – müssen verheiratet sein, um eine Samenspende in Anspruch zu nehmen. Singles, Paare ohne Trauschein – sie haben keine Chance. Und Eizellspenden sind verboten.
Das Gesetz entspricht einem längst überholten Ideal: Ein Kind gehört in geordnete Verhältnisse. Geordnet heisst: Ehe. Mit einer Mutter, die dies biologisch und sozial ist (bei einer Eizellspende ist das nicht der Fall). Doch all das zielt komplett an der Realität mit hoher Scheidungsrate, alleinerziehenden Müttern und Vätern sowie Patchwork-Familien vorbei.
Anonymität der Spender schafft Leiden
Die Folgen sind verheerend: Schweizerinnen und Schweizer mit Kinderwunsch drängen ins Ausland. In einen teils unregulierten Markt. Eine der wenigen Studien zum Thema, die die Universität Bern im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit durchführte, zeigt: 516 Fälle gab es allein im Jahr 2019. In vier von fünf Fällen ging es um eine Eizellspende. Hauptzielland: Spanien.
Das Problem: die Anonymität der Spenderinnen und Spender. Sie ist dort der Normalfall. Das bringt uns zum Kern der Titelgeschichte im aktuellen SonntagsBlick Magazin. Vanessa Widmers biologischer Vater ist ein anonymer Samenspender, ihn sucht sie nun. Die Geschichte zeigt: Diese Kinder leiden, weil sie ihre Herkunft nicht kennen. Daran sollte man denken, bevor man wegen eines Kinderwunschs ins Ausland reist. Die gute Nachricht zum Schluss: Das Parlament hat einer Legalisierung der Eizellspende zugestimmt.