Berührt lauschte die Trauergemeinde in der Stadtkirche Glarus am Freitag vor einer Woche den Worten von Werner Kriesi (82). Der Pfarrer leitete den Trauergottesdienst für This Jenny († 62). Der Glarner alt Ständerat war am 14. November mit Hilfe der Sterbeorganisation Exit aus dem Leben geschieden.
Schon im Gottesdienst verriet Pfarrer Kriesi, der für Exit arbeitet, intime Details zum Sterben von This Jenny. Details, welche die Angehörigen des Verstorbenen lieber für sich selber behalten hätten.
Kriesi erzählte, wann sich Jenny endgültig für den Tod entschieden hatte. Er verriet, was ihm der beliebte Unternehmer in der Nacht vor seinem Tod anvertraute – und wie er in eine andere Welt «hinübergeglitten» sei.
Dafür müssen Kriesi und die Organisation Exit jetzt Kritik einstecken. Offenbar waren die Äusserungen des Sterbepfarrers nicht mit der Trauerfamilie abgesprochen. Besonders getroffen habe sie, dass der Pfarrer den Eindruck vermittelte, Jenny sei der Sterbeentscheid leicht gefallen, sagt Ursula Abgottspon (43), die Lebensgefährtin des Verstorbenen. Diese Aussage Kriesis habe sie verletzt. «This liebte das Leben!»
Werner Kriesi weist die Vorwürfe zurück. This Jenny selber habe ihn autorisiert, offen über sein Sterben zu reden. Er betont, dass Jenny nicht dankbar gewesen sei, dass er mit 62 Jahren habe sterben müssen. Er sei jedoch dankbar gewesen, dass er die letzten Wochen nicht mehr erleben musste.
Alle im Raum hätten seine innere Gelassenheit wahrgenommen, seine Ruhe und die heitergelöste Stimmung. «Das war als Ausdruck dieser Befreiung von einem schlimmen Todeskampf zu verstehen.»
Wie SonntagsBlick-Recherchen ergaben, starb er nicht zu Hause, sondern im Kantonsspital Glarus (siehe Box). Markus Hauser (51), Direktor des Kantonsspitals Glarus, sagt: «Über unsere Patienten geben wir keine Auskunft.»
An sich sei das Spital für Sterbehilfe ungeeignet. Jede Situation werde aber individuell geprüft, so Hauser. Das tödliche Mittel nahm This Jenny nicht in einem Becher ein, sondern durch eine Infusion. «Schon nach zwei Minuten fällt in solchen Fällen ein Sterbewilliger in tiefe Bewusstlosigkeit», sagt Sterbebegleiter Werner Kriesi. «Zehn Minuten später ist er tot.»
Staatsanwalt rückte aus
Im Fall Jenny sei nur noch die Infusion in Frage gekommen, da der SVP-Politiker nicht mehr schlucken konnte und der Magen operativ entfernt worden war. Diese Methode sei für den Patienten angenehmer als das Einnehmen des Getränks. Die Infusion wirke schneller. Darum werde diese Methode bereits in etwa 15 Prozent aller von Exit betreuten Sterbehilfefälle angewendet.
Die Kanüle für die letzte Infusion legte ein Arzt – auf Jennys Wunsch hin. Der alt Ständerat selbst öffnete den Schieber der Infusion, sodass das tödliche Medikament in seine Armvene fliessen konnte.
Die Staatsanwaltschaft Glarus wurde vorgängig über den Freitod informiert. Danach rückte sie wie bei jedem aussergewöhnlichen Todesfall mit der Polizei aus und stellte die Unterlagen sicher, die ihr der Sterbebegleiter übergab. Fazit «Alles lief rechtlich korrekt ab», sagt Staatsanwalt Willi Berchten (61).
Der Tod von This Jenny beschäftigt auch das Schweizer Fernsehen: Heute Abend strahlt SRF 1 eine Sendung über ihn aus. Ein Fernsehteam hat den beliebten SVP-Politiker in den letzten Monaten begleitet. Laut Ursula Abgottspon werden die letzten Tage und Stunden im Leben nicht gezeigt. Darum habe sie in die Sendung eingewilligt.
This Jenny starb mit Hilfe von Exit – im Kantonsspital Glarus. In der Romandie hat das Unispital Lausanne vor neun Jahren seine Türen für Organisationen wie Exit geöffnet. Seitdem wählten nach Angaben des Spitals drei Patienten den begleiteten Freitod. Bei den Spitälern in der Deutschschweiz herrscht weitgehend ein Konsens: In ihren Räumen dulden sie keine Beihilfe zur Sebsttötung – da dies dem ärztlichen Auftrag, Leben zu retten, entgegensteht. In Einzelfällen kann es aber, wie bei This Jenny, Ausnahmen geben. Tanja Krones (45), Leitende Ärztin von der klinischen Ethik am Unispital Zürich, sagt: «Pro Jahr haben wir circa fünf bis sechs solche Fälle.» Es sei wichtig, das Thema nicht zu tabuisieren. Besuche von Sterbehilfeorganisationen sind im Unispital Zürich erlaubt. Tanja Krones: «Wir verlegen die Patienten auf ihren Wunsch auch direkt zu Exit in ein Sterbezimmer.»
This Jenny starb mit Hilfe von Exit – im Kantonsspital Glarus. In der Romandie hat das Unispital Lausanne vor neun Jahren seine Türen für Organisationen wie Exit geöffnet. Seitdem wählten nach Angaben des Spitals drei Patienten den begleiteten Freitod. Bei den Spitälern in der Deutschschweiz herrscht weitgehend ein Konsens: In ihren Räumen dulden sie keine Beihilfe zur Sebsttötung – da dies dem ärztlichen Auftrag, Leben zu retten, entgegensteht. In Einzelfällen kann es aber, wie bei This Jenny, Ausnahmen geben. Tanja Krones (45), Leitende Ärztin von der klinischen Ethik am Unispital Zürich, sagt: «Pro Jahr haben wir circa fünf bis sechs solche Fälle.» Es sei wichtig, das Thema nicht zu tabuisieren. Besuche von Sterbehilfeorganisationen sind im Unispital Zürich erlaubt. Tanja Krones: «Wir verlegen die Patienten auf ihren Wunsch auch direkt zu Exit in ein Sterbezimmer.»