Am Donnerstag gab Armeechef André Blattmann (60) sein Amt an Philippe Rebord (59) ab. Bei der feierlichen Kommando-Übergabe am Murtensee durfte auch Andreas Stettbacher (54) mit anstossen.
Am nächsten Tag musste er sein Büro räumen.
Der Divisionär und Oberfeldarzt ist per sofort freigestellt. Wegen «Verdacht auf strafbare Handlungen gegen das Vermögen sowie strafbare Handlungen gegen die Amts- und Berufspflichten», wie das VBS am Freitag in einer knappen Mitteilung schrieb.
Die Freistellung hat nach Informationen von SonntagsBlick Departementschef Guy Parmelin (SVP, 57) selbst angeordnet, auf Anraten des Armeeführungsstabes. In diesem sitzt auch Daniel Baumgartner (55): Der heutige Kommandant Heer war bis 2015 direkter Vorgesetzter des obersten Militärarztes. Was dem genau vorgeworfen wird, wollte das VBS mit Verweis auf das laufende Verfahren bisher nicht mitteilen.
Kollegen und Freunde von Stettbacher reagieren überrascht. Sie beschreiben ihn als «aufrichtig» und «integer». Stettbacher sei «sehr beliebt», sagt ein Studienfreund. Die Mitarbeiter des Beschuldigten betonen dessen menschlich korrektes und lockeres Verhalten.
Doch genau diese Lockerheit könnte dem Divisionär, der seit 2009 als Oberfeldarzt für das militärische Gesundheitswesen zuständig ist, nun zum Verhängnis geworden sein. Äusserungen aus seinem engeren Umfeld lassen darauf schliessen, dass Stettbacher «nicht unbedingt ein grosser Freund des bürokratischen Teils seiner Funktion» gewesen ist. Er war häufig auf Reisen, besuchte viele Kongresse. Möglich sei daher laut Kollegen, dass es zu Ungereimtheiten bei Spesenabrechnungen gekommen ist.
Dafür spricht auch, dass Stettbacher seit einem Jahr einen neuen direkten Vorgesetzten hat: Thomas Kaiser, auch er Zwei-Sterne-General, gilt als penibler Kontrolleur. Als Chef der Logistikbasis der Armee soll er gemäss VBS-Mitarbeitern scharf auf Formalitäten achten. Vor allem auf die Formulare des ihm unterstellten Armeefeldarztes. Mitarbeiter, die Stettbacher wohlgesinnt sind, forderten ihn zu verstärkter Sorgfalt auf. Doch der lockere Mediziner blieb «beratungsresistent», wie Insider gegenüber SonntagsBlick sagen.
«Die Armee sollte transparent sagen, was ihm vorgeworfen wird»
Verwundert reagierte Peter Eichenberger (77), ehemals oberster Arzt der Armee: «Ich habe Andreas Stettbacher immer als ehrlichen Menschen erlebt.» Es sei gut möglich, dass es sich um eine Bagatelle handelt. «In diesem Fall wäre er aus meiner Sicht weiter im Amt tragbar.» Was Eichenberger nicht versteht, ist die öffentliche Kommunikation in diesem Fall: «Die Mitteilung am Freitag war kurz und karg. Die Armee sollte transparent sagen, was ihm vorgeworfen wird.»
Offen liess das VBS auch, ob sich die Vorwürfe auf Stettbachers Dienst beziehen – oder privater Natur sind (siehe Textkasten unten). Der zweifache Familienvater, der gerne reist und Ski fährt, ist grosser Südafrika-Fan. Er war in Kapstadt als Chefarzt tätig und Mitgründer einer Importfirma für südafrikanische Weine in der Schweiz. Auf deren Webseite schrieb er, er habe «die Rolle des kritischen Weintesters». Das kleine Unternehmen hat offenbar nichts mit den Vermögensworwürfen zu tun – Stettbacher schied dort schon 2012 aus.
Er selbst ist von den Vorgängen der letzten Tage überrascht. SonntagsBlick besuchte ihn am Freitag in seinem Haus ausserhalb von Bern. Stettbacher, für den die Unschuldsvermutung gilt, wollte sich nicht ausführlich äussern. Er fühle sich vor den Kopf gestossen und habe keine Ahnung, was ihm vorgeworfen werde.
Am Montag wolle er sich deshalb mit seinem Anwalt besprechen.
Divisionär Andreas Stettbacher (54) ist Berufsmilitär. Da das VBS gegen ihn Anzeige erstattet hat, müsste eigentlich die Militärjustiz die Ermittlungen führen. Doch wie das Departement von Guy Parmelin am Freitag erklärte, ist derzeit die Bundesanwaltschaft mit der Untersuchung betraut.
«Das VBS hat die Anzeige bei der Bundesanwaltschaft eingereicht und wir sind mit dieser in Kontakt. Sollten die Ermittlungen ergeben, dass doch die Militärjustiz zuständig ist, kommt der Fall zu uns», sagt Tobias Kühne (33), Sprecher der Militärjustiz. Grundsätzlich gilt: Begeht ein Berufsoffizier oder ein Zeitmilitär im Rahmen seiner militärischen Tätigkeit ein Delikt, ist die Militärjustiz zuständig. Begeht ein Berufsoffizier ausserhalb seiner beruflichen Tätigkeit ein Delikt, ermitteln die zivilen Behörden.
Die Bundesanwaltschaft selber sagt, sie prüfe im Moment, ob sie zuständig sei. «Andernfalls würde die Anzeige wohl an den zuständigen Kanton weitergeleitet werden», sagt Informationschef André Marty.
Divisionär Andreas Stettbacher (54) ist Berufsmilitär. Da das VBS gegen ihn Anzeige erstattet hat, müsste eigentlich die Militärjustiz die Ermittlungen führen. Doch wie das Departement von Guy Parmelin am Freitag erklärte, ist derzeit die Bundesanwaltschaft mit der Untersuchung betraut.
«Das VBS hat die Anzeige bei der Bundesanwaltschaft eingereicht und wir sind mit dieser in Kontakt. Sollten die Ermittlungen ergeben, dass doch die Militärjustiz zuständig ist, kommt der Fall zu uns», sagt Tobias Kühne (33), Sprecher der Militärjustiz. Grundsätzlich gilt: Begeht ein Berufsoffizier oder ein Zeitmilitär im Rahmen seiner militärischen Tätigkeit ein Delikt, ist die Militärjustiz zuständig. Begeht ein Berufsoffizier ausserhalb seiner beruflichen Tätigkeit ein Delikt, ermitteln die zivilen Behörden.
Die Bundesanwaltschaft selber sagt, sie prüfe im Moment, ob sie zuständig sei. «Andernfalls würde die Anzeige wohl an den zuständigen Kanton weitergeleitet werden», sagt Informationschef André Marty.