Gängige Klimamodelle würden die regionalen Besonderheiten insbesondere der Gebirge nicht genügend berücksichtigen, schreibt eine internationale Forschergruppe mit Schweizer Beteiligung in der aktuellen Ausgabe des Fachjournals «Nature Climate Change».
Die Arbeitsgruppe unter Schirmherrschaft der Mountain Research Initiative hat zahlreiche Daten über höhenabhängige Erwärmungsmechanismen zusammengetragen. Dies sind zum Beispiel der Verlust von Schnee und Eis, die grössere Wärmeabstrahlung schneefreier Flächen oder der Ausstoss von Schadstoffen in den Tälern, die in der Höhe zu einer Erwärmung führen können.
Kaum Daten aus dem Hochgebirge
Zu den mangelhaften Modellen trügen vor allem auch die lückenhaften Daten von den höchsten Gipfeln bei. «Wir überwachen die sich am schnellsten erwärmenden Regionen am wenigsten», bemängeln die Autoren um Nick Pepin von der britischen Universität Portsmouth, darunter zwei Klimatologen der Universität Bern und der ETH Zürich.
Über 4500 Metern Höhe gebe es nur noch wenige Wetterstationen, über 5000 Meter gar keine längerfristigen Daten. Die Messungen auf dem Jungfraujoch auf 3580 Metern Höhe laufen seit über 50 Jahren.
Die dramatischsten Hinweise darauf, dass sich Hochgebirge schneller erwärmen als andere Gegenden stammen vom Tibetanischen Plateau, schreiben die Forscher. Dort seien die Temperaturen in den letzten 50 Jahren stetig angestiegen, und zwar in immer schnellerem Tempo.
Dramatische Veränderungen
«Wenn wir Recht haben und sich die Gebirge schneller erwärmen als andere Regionen, könnten die sozialen und ökonomischen Konsequenzen ernst sein», warnt Pepin in einer Mitteilung der beteiligten Universität Massachusetts. «Dramatische Veränderungen könnten früher als angenommen eintreten.»
Die Hochgebirge seien die Hauptwasserquelle für eine grosse Zahl von Menschen in niederen Lagen. Die Erwärmung könne die Gletscherschmelze und Vegetationsveränderungen beschleunigen. Ein Beispiel: Freiburger Forscher stellten unlängst fest, dass mehr als ein Viertel des Rhone-Wassers, das im August ins Mittelmeer fliesst, Gletscher-Schmelzwasser ist.
Um diese Effekte zu bestätigen, benötigten sie aber viel bessere Daten, betonen die Forscher. Diese könnten nur in internationalen Projekten gesammelt werden, die sowohl Feldbeobachtungen, Satellitenvermessung als auch Klimamodelle beinhalteten. (SDA)