Klima-Aktivisten «Grelinette» und «Écureil» harrten rund 100 Stunden in der Höhe aus
So gings den zwei Vögeln im Baum

Bis Samstag wehrten sich ein junger Mann und eine junge Frau gegen die Räumung des Hügels Mormont. Blick erzählen die beiden letzten ZAD-Aktivisten, wie sie schliefen und was sie assen.
Publiziert: 07.04.2021 um 00:39 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2021 um 08:43 Uhr
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Die beiden ZAD-Aktivisten «Grelinette» (dt. Gartengabel) und «Écureuil» (Eichhörnchen) nach ihrer Kletteraktion.
Foto: Klimastreik
Luisa Ita

Sie kämpften, bis sie in den Seilen hingen. Rund 100 Stunden harrten eine Klima-Aktivistin und ein Klima-Aktivist auf einem Baum auf dem Hügel Mormont bei Eclépens VD aus. Erst am Samstag kamen sie runter – vier Tage, nachdem die Polizei ihr Protest-Camp ZAD mit rund 200 Gspänli geräumt hatte.

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«Ich bin leicht verletzt. Meine Nase schmerzt, im Mund habe ich offene Stellen, und an der Lippe musste ich mit einem Stich genäht werden», sagt der französischsprachige Mann mit dem Aktionsnamen «Grelinette» (dt. Gartengabel) zu Blick. Der Aktivist stürzte beim freiwilligen Abstieg vom Baum einige Meter.

Seine Aktionspartnerin «Écureuil» (dt. Eichhörnchen) blieb unverletzt, war aber erschöpft. «Wir waren danach 24 Stunden auf dem Polizeiposten, und abgesehen vom Verhör habe ich geschlafen», erzählt die deutschsprachige Aktivistin Blick.

«Die Polizei nahm uns fast alles weg»

Am Dienstag vergangener Woche waren die beiden aus Protest gegen den Ausbau des Holcim-Steinbaus auf den Baum geklettert. In rund 30 Metern Höhe hingen sie auf der Astgabel, sangen, bastelten und riefen Parolen. Sogar eine Art Toilette konstruierten sie sich. Die Polizei liess sie anfangs gewähren, gab ihnen sogar Aprikosen und Mandeln.

Doch mit der Ausdauer von Grelinette und Écureuil hatten die Beamten offenbar nicht gerechnet. «Am Donnerstagabend hat uns die Polizei den Rucksack mit warmen Kleidern, den Schlafsack und Nahrung für etwa eine Woche und Wasser weggenommen», erzählt Grelinette.

Écureuil ergänzt: «Die Hängematte haben wir gerettet, aber ohne Schlafsack war es sehr kalt. Es hat gewindet.» Deswegen seien auch Isolationsdecken, die ihnen die Polizei gab, «nutzlos» gewesen. «Wir haben uns dann zu zweit in die Hängematte gelegt und uns gegenseitig gewärmt.»

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Am Freitag hätten sie vier Äpfel, vier Schoggiriegel und 1,5 Liter Wasser bekommen. Die beiden Aktivisten sind genervt, dass ihre Aktion am Ende fast nur aus Verhandlungen mit der Polizei bestand. Und wollen weitermachen.

Sie sind nicht die Einzigen: Am Dienstag wurde bekannt, dass auf dem Gelände einer Holcim-Kiesgrube in Bière VD ein Jeep und fünf Baufahrzeuge beschädigt wurden. Eine Gruppierung bekannte sich im Internet dazu: Die Evakuierung des Holcim-Geländes auf dem Mormont sei «nicht das Ende eines Kampfes, sondern der Anfang».

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