Organistin (74) bekommt Orgel- und Konzertverbot
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Nach 34 Jahren:Organistin (74) bekommt Orgel- und Konzertverbot

Kirchenpflege lässt Renate Steiner (74) in Sitzberg ZH nicht mehr spielen
Konzertverbot, weil zu viele Besucher kamen!

Die Kirche in Sitzberg ZH ist bekannt für ihre Barockorgel. Darauf spielte Renate Steiner aus Meggen LU während 50 Jahren – und veranstaltete zwei Konzerte jährlich. Jetzt hat die Kirchenpflege genug und verbietet ihr die Auftritte.
Publiziert: 09.02.2020 um 23:01 Uhr
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Renate Steiner, hier bei sich zu Hause in Meggen LU, gab über zwanzig Jahre lang regelmässig Orgelkonzerte auf der Barockorgel in Sitzberg.
Foto: Thomas Meier
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Flavio Paolo RazzinoNachrichtenchef

Für diesen Orgelstreit fehlen einem die Töne. In Sitzberg bei Turbenthal ZH verbietet die Kirchenpflege der kleinsten Zürcher Kirchgemeinde der Organistin Renate Steiner (74) seit Januar in der Kirche Konzerte zu geben. Dabei lud Steiner seit über 34 Jahren zwei Mal jährlich zu Auftritten. Grund für das Verbot: Zu viele Besucherinnen und Besucher würden die Konzerte besuchen – und das störe die Anwohner.

Als Steiner sich in einem Leserbrief in der Lokalzeitung «Tösstaler» enttäuscht über dieses Verbot zeigt, kommt es noch dicker: Jetzt untersagt ihr die Kirchenpflege unter Präsidentin Debora Bachmann (33) auch noch, jemals wieder auf der Sitzberger Barockorgel einen Ton zu spielen.

Eine enge Verbindung zur Orgel in Sitzberg

«Ein Orgelverbot? Ich kann das Ganze nicht glauben», sagt die Berufsmusikerin aus Meggen LU. Steiner ist nämlich nicht einfach nur eine «fremde Pianistin». Vielmehr hat sie bereits seit 50 Jahren eine Verbindung zur seltenen Barockorgel in der Kirche Sitzberg. «Auf dieser Orgel habe ich mich musikalisch und spirituell weiterentwickelt», so Steiner.

Beim BLICK-Besuch in Meggen bricht die Musikerin sogar in Tränen aus, als sie auf das Verbot angesprochen wird. «Das ist, wie wenn man einem Geiger seine Stradivari wegnimmt», sagt die Organistin.

Dabei zeigte sich Steiner in der Vergangenheit sehr dankbar. Hat einen Fonds gegründet für den Erhalt des Instruments und dafür fleissig Werbung gemacht. Für die Konzerte in Sitzberg wurde zudem nie Eintritt verlangt – dennoch wurde die Miete für die Kirche immer pünktlich bezahlt. «Das waren jeweils mehrere Hundert Franken pro Konzert», sagt sie. Ausserdem hat sie jahrelang der Tochter eines Mitglieds der fünfköpfigen Kirchenpflege gratis Orgelunterricht gegeben.

Plötzlich aus dem Dorf gejagt

Alles vorbei. Jetzt wird Steiner von der Kirchenpflege praktisch aus dem Dorf gejagt. Bis zu 400 Zuschauer strömten in den letzten Jahren nach Sitzberg an die Konzerte, bei denen auch Alphorn-Spielerin Lisa Stoll (24) und Hackbrettspieler Nicolas Senn (29) mitgewirkt haben. Das waren zu viele Menschen für die Anwohner, meint die Kirchenpflege.

«Dabei habe ich doch immer darauf geachtet, dass die Konzerte keine Probleme im Dorf verursachen. Einen Parkdienst habe ich organisiert und aufgepasst, dass die Gäste nicht überall ihre Autos hinstellen», sagt Steiner. Probleme mit der Polizei gab es nie.

Konzertbesucher Hanspeter Liechti, ein Kadermann der Küssnachter Feuerwehr, bestätigt: «Ich habe kein Konzert verpasst in den letzten 15 Jahren – und versichere jedem, der mich fragt: Die Fluchtwege wurden in der Kirche immer freigehalten!»

Keine Vorzeichen, keine Begründung

Steiner ist völlig perplex ob der Eskalation mit der Kirchenpflege. Das Konzertverbot schmerze sie sehr, künftig wird sie diese aber in der Kirche in Elgg ZH geben können. Schlimmer sei aber das Orgelverbot. «Dafür hat mir die Kirchenpflege noch nicht einmal eine Begründung abgegeben», sagt Steiner leise.

Die Präsidentin der Kirchenpflege Sitzberg, Debora Bachmann, will auf Nachfrage von BLICK das Konzert- und Orgelverbot nicht begründen. Sie sagt nur, dass sie überhaupt nicht verpflichtet sei, einen solchen Schritt zu erklären. Und ergänzt: «Frau Steiner hat keine Anstellung in unserer Gemeinde, also müssen wir uns auch nicht rechtfertigen. Wir können so entscheiden, wie wir es für richtig befinden.»

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