Keine Anerkennung mehr
Trinkgeldstopp für Weibel

Ein kleiner Zustupf der Politiker für die Parlamentsweibel ist Tradition. Aber das ist ab jetzt nicht mehr erwünscht.
Publiziert: 06.12.2015 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 21:42 Uhr
Trinkgeld ade! Künftig müssen die Weibel auf diesen willkommenen Zustupf verzichten.
Foto: Remo Naegeli
Von Christof Vuille und Marcel Odermatt

Für viele Politiker kommt es einem Ritual gleich: Zum Ende der dreiwöchigen Sessionen zücken sie ihr Portemonnaie und legen ein Nötli in ein Couvert. Empfänger der Spenden sind die Parlamentsweibel. Für die stets in Uniform arbeitenden Mitarbeiter der Parlamentsdienste ist das eine schöne Anerkennung für ihre Arbeit und ein willkommener Zustupf zu ihrem nicht fürstlichen Lohn.

Doch damit ist nun Schluss. Diese Woche wurden die Fraktionschefs informiert, dass solche Trinkgelder nicht mehr erwünscht seien. Mark Stucki, Informationschef der Parlamentsdienste, bestätigt die Recherchen und sagt: «Bisher erhielten die Parlamentsweibel in grossen Mengen Trinkgeld.» Gegen Ende der Wintersession, also vor Weihnachten, ging es dabei «um mehrere Hundert Franken pro Weibel».

Die Verwaltungsdelegation sei nun zum Schluss gekommen, dass dies nicht mehr zulässig sei. Ausschlaggebend ist das Bundespersonalgesetz. Danach sind nur Naturalgeschenke zulässig, die weniger als 200 Franken wert sind.

Bei Politikern sorgt das Trinkgeldverbot für Kopfschütteln. SVP-Nationalrat Peter Keller (44, NW) sagt, er habe jede Session 20 Franken springen lassen, da die Weibel «ausgezeichnete Arbeit» leisteten.

Für ihn ist klar: «Ich werde ihnen weiterhin meine Wertschätzung zukommen lassen.» In welcher Form er das tun wird, lässt Keller offen. Ob es eine gute Idee ist, weiterhin Geldscheine zu zücken, bezweifelt Mark Stucki: «Ratsmitglieder, die weiterhin Trinkgeld geben, bringen die Weibel in eine sehr schwierige Lage.»

Politikern, die sich erkenntlich zeigen wollen, empfiehlt er Naturalien als Geschenke. «Zulässig wäre eine Verdankung der geleisteten Dienste in Form einer Tafel Schokolade oder einer Flasche Wein – falls es sich nicht gerade um die teuerste Flasche Château Baron Rothschild handelt ...»

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