Katastrophe im Wallis ist 17 Jahre her
Gondo weiss, was Bondo jetzt erwartet

Eine Schlammlawine riss im Oktober 2000 in Gondo VS 13 Menschen in den Tod. Roland Squaratti verlor damals zwei Brüder. Der Gemeindepräsident erinnert sich.
Publiziert: 25.08.2017 um 16:59 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 19:24 Uhr

Nicht nur die Namen der beiden Dörfer sind ähnlich. Gondo VS und Bondo GR sind auch durch ihr Schicksal verbunden. 17 Jahre ist es her, seit im Wallis der Hang oberhalb von Gondo wegen starken Regens ins Rutschen geriet. Die Schlammlawine riss 13 Menschen in den Tod. Unter anderen zwei Brüder des Gemeindepräsidenten Roland Squaratti. «Wir sind bestürzt und fühlen mit der betroffenen Bevölkerung in Bondo mit», sagt der Walliser jetzt zum Drama im Bergell.

Aufgewühlt durch die Bilder aus Bondo GR: Der Gemeindepräsident von Gondo VS, Roland Squaratti (Aufnahme vom Oktober 2016).
Foto: Thomas Andenmatten

Am Mittwochnachmittag hätten ihn sogar einige Bewohner aus Gondo angerufen und gefragt, ob sie da jetzt weg müssten. «Sie hörten vom Bergsturz und der Evakuierung in Bondo im Radio. Viele haben Gondo verstanden statt Bondo», sagt Squaratti in einem Interview zur Bündner Tageszeitung «Südostschweiz». Die Bilder aus Bondo hätten ihn aufgewühlt.

«Meine Brüder waren nicht mehr zu finden»

Auch in Bondo gibt es vermutlich Todesopfer. Acht Menschen werden vermisst. Sie brachen etwa eine Viertelstunde vor dem Felssturz von der Berghütte Sciora auf. Seither fehlt von ihnen trotz des Einsatzes von Suchhunden und Handy-Detektionsgeräten jede Spur. Squaratti kennt diese Ungewissheit nur zu gut: «Meine Brüder waren nach der Katastrophe ja nicht einmal mehr zu finden.»

Der Hergang des Dramas war in Gondo anders als jetzt in Bondo, wie Squaratti sagt. «In Gondo war die Kraft viel explosionsartiger als nun in Bondo, wo sich die Murgänge zähflüssiger zu Tal wälzten.» Damals habe sich so viel Wasser im Boden befunden, dass eine Steinschlagmauer unterspült worden sei.

«Die Betonelemente sind regelrecht aus ihrer Verankerung im Erdreich herauskatapultiert worden. Ich sehe immer noch vor mir, wie sie mit unglaublicher Wucht alles abrasierten, was ihnen in den Weg kam.» Mit einer Geschwindigkeit von 80 km/h sei die Schlammlawine durch sein Dorf geschossen, habe die ETH später herausgefunden.

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Der Piz Cengalo am 12. September: Rund 200'000 bis 500'000 Kubik Fels sollen sich gelöst haben.
Foto: Keystone

Fortschritte in Sachen Naturgefahren

Seit dem Unglück habe Gondo in Sachen Naturgefahren enorm vorwärtsgemacht. Squaratti: «In der Zwischenzeit hatten wir mehrfach dieselben Wassermengen wie damals. Probleme gab es dank der verbauten Entwässerungs-Drainagen im Problemhang jedoch nie wieder.» (noo)

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