Es ist wieder so weit: Der Garten von Karl Engelhardt (69) an der Schmiedgasse 2 in der Zürcher Gemeinde Knonau sieht aus wie eine Mischung aus Antiquitätenlager und Schrottplatz.
Vor wenigen Monaten war der Boden um das schöne, denkmalgeschützte Riegelhaus sauber geharkt – und vor allem leer. Die Gemeinde hatte das Gelände am 13. Juli zwangsräumen lassen (siehe Video). Das dauerte eine ganze Woche und füllte 32 Mulden à 30 Kubikmeter – streng nach Materialien getrennt. Eine Weile konnte man das alte Chaos nur noch auf Google Street View bewundern. Jetzt ist es auch in der Realität wieder da. Und damit auch die nächste Räumungsandrohung der Gemeinde.
Karl Engelhardt ist verzweifelt. Er ist ein Messie, sammelt also chronisch und zwanghaft Sachen, auch völlig unnütze. Es fällt dem pensionierten Hochbauzeichner und Bühnenbauer sehr schwer, sich von etwas zu trennen. Wenn er etwas entsorge, sagt Engelhardt, müsse er ständig daran denken. Denn vielleicht hätte er es ja eines Tages noch brauchen können.
Bei der Räumung durfte er nicht dabei sein. «Ich verbrachte den Tag in der Gemeindeverwaltung in Affoltern am Albis.»
Karl Engelhardt ist eine der Hauptfiguren im Dokumentarfilm «Messies – ein schönes Chaos» von 2012. Der Film gewann am Festival Locarno den ersten Preis, und Tausende sahen ihn in den Schweizer Kinos. Ein Happy End ist nicht in Sicht. Gegen die erneute Räumungsandrohung will Engelhardt gerichtlich vorgehen. Mehr noch. Er verlangt eine Entschädigung: «Mein Lebenswerk wurde zerstört. Ich habe die Sammlung in den letzten 45 Jahren aufgebaut.» Und selbstverständlich will er auch die 200'000 Franken nicht bezahlen, die ihm die Gemeinde für die Räumung in Rechnung stellt.
Das Chaos um das Haus von Karl Engelhardt ist seit Jahrzehnten Thema in Knonau. Gemeindeschreiber Matthias Ebnöther (37), sagt: «Die Situation hatte sich zwischendurch leicht verbessert, darum haben wir abgewartet.» Man habe viele Gespräche mit ihm geführt und hegte die Hoffnung, Engelhardt werde den Garten aus eigener Motivation säubern.
Das Haus liegt in der Kernzone von Knonau und ist eines der ältesten Gebäude der Gemeinde, ein Objekt von kantonaler Bedeutung. «Grund für die erneute amtliche Räumung ist der völlig zugestellte und überwucherte Aussenbereich», sagt Gemeindeschreiber Matthias Ebnöther.
Was in den Augen von Aussenstehenden nach Schrott aussieht, bezeichnet Engelhardt als Sammlung. Die aber braucht ein Baugesuch. «So, wie es eingereicht wurde, konnten wir es nicht bewilligen», bedauert der Gemeindeschreiber.
Engelhardt hat zwei Scheunen mit weiterem Material. Die muss er bis Ende Januar räumen. Er will sich dagegen mit einem Anwalt wehren, doch bisher will ihn niemand vertreten.
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