Die Schocknachricht kam per Einschreiben. Als der Pöstler Karin Ottiger am Freitag den Brief der Gemeinde Moosleerau AG überreicht, ahnt diese nichts Gutes. Und sie behält Recht: Es ist das Kündigungsschreiben für ihre Wohnung. «Jetzt sollen hier Asylbewerber einziehen», klagt Karin Ottiger.
Seit anderthalb Jahren wohnt die 46-Jährige mit ihrem Partner Markus Schenker (44), Sohn Silvan (13) und Dogge Cuba (3) in der 4½-Zimmer-Wohnung im alten Schulhaus. Das Gebäude gehört der Gemeinde Moosleerau – und die meldete jetzt Eigenbedarf an. Die Gemeinde ist verpflichtet, eine Asylbewerberfamilie aufzunehmen. Und die soll in die Wohnung von Karin Ottiger ziehen.
Das kann Ottiger nicht fassen: «Als wir eingezogen sind, hat uns niemand gewarnt, dass so etwas passieren könnte. Die Asylbewerber bekommen ein Dach über dem Kopf, und wir sitzen bald auf der Strasse.» Bis Ende März muss die Familie ausziehen. «Wir haben Angst, dass wir keine Wohnung in der Nähe finden, die wir uns leisten können», sagt Karin Ottiger. 1250 Franken zahlen sie und ihr Partner für die rund 100 Quadratmeter grosse Wohnung – viel mehr lässt ihr Budget nicht zu.
Weil Sohn Silvan aber in Moosleerau zur Schule geht, möchte die Familie unbedingt dort wohnen bleiben. Der Sechstklässler ist traurig: «Ich fühle mich doch wohl und habe alle meine Freunde hier. Ich will hier nicht mehr weg.» Dass die Suche nach einer günstigen neuen Wohnung schwierig wird, weiss auch Gemeinderat Daniel Dätwyler. «Natürlich haben wir zuerst nach anderen Möglichkeiten gesucht, aber keine gefunden. Da diese Wohnung die einzige ist, die der Gemeinde gehört, haben wir leider keine Alternative.»
Weil Moosleerau bislang keine Asylsuchenden aufgenommen hat, zahlt die Gemeinde eine Ersatzabgabe von jährlich rund 10'000 Franken.
Da sich aber die Lage im Asylbereich im letzten Jahr zugespitzt hat, übt der Kanton Aargau nun Druck auf Moosleerau aus. Nimmt das Dorf keine Asylbewerberfamilie auf, muss es künftig eine höhere Ersatzabgabe entrichten. Das kann sich aber der kleine Ort mit knapp 1000 Einwohnern nicht leisten. «Wir sind für das Wohl der gesamten Gemeinde verantwortlich», sagt Dätwyler.
Karin Ottiger und ihrer Familie hilft das nicht weiter. «Wir wissen nicht, wie es jetzt weitergehen soll», sagt sie verzweifelt.
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