Justizvollzug
Bündner wollen ein Gefängnis für die Ostschweiz bauen

Die Bündner Regierung will ein grosses Gefängnis für die ganze Ostschweiz bauen. Der rund 119 Millionen Franken teure Neubau in Cazis im Hinterrheintal soll 152 Plätze im geschlossen Strafvollzug bieten.
Publiziert: 22.06.2015 um 12:14 Uhr
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Aktualisiert: 04.10.2018 um 18:51 Uhr

Der Bund habe einen Baubeitrag von 33 Millionen Franken in Aussicht gestellt, 86 Millionen Franken müsse der Kanton Graubünden alleine stemmen, erklärte Baudirektor Mario Cavigelli am Montag vor den Medien in Chur. Die Investition wie auch das gesamte Projekt müssen noch vom Kantonsparlament, dem Grossen Rat, genehmigt werden.

«Wir bauen ein Gefängnis für die Ostschweiz, stemmen die Investitionskosten aber selber», sagte Justizdirektor Christian Rathgeb. Die Investition finanziere sich aus Mehreinnahmen aus dem Betrieb des neuen Gefängnisses. Vorgesehen ist, dass Ostschweizer Kantone für «ihre» Häftlinge Taggelder bezahlen.

Damit soll sich die Betriebsrechnung des geschlossenen Gefängnisses gegenüber der heutigen Situation um 3,4 Millionen Franken verbessern. Anstatt des jährlichen Defizites von einer halben Million Franken aus dem Betrieb der bestehenden Justizvollzugsanstalt Sennhof soll der Gefängnisneubau einen Überschuss von 2,9 Millionen Franken erwirtschaften.

Das 200 Jahre alte Gefängnis Sennhof in Chur mit seinen 57 Plätzen soll geschlossen werden, da es die Anforderungen an ein zeitgemässes Gefängnis nicht mehr erfüllt. Das Gebäude will die Regierung über einen Verkauf einer neuen Nutzung zuführen.

Die baulichen, betrieblichen und sicherheitstechnischen Mängel des Gefängnisses Sennhof waren ein Grund für das Neubauprojekt, wie die Regierungsräte erklärten. Der zweite Hauptgrund war der Mangel an Plätzen im geschlossenen Strafvollzug. In der Ostschweiz fehlen 140 Plätze.

Als wichtiger positiver Nebeneffekt des Neubaus entstehen unter dem Strich 80 neue Arbeitsplätze. Insgesamt beschäftigt die neue Anstalt 110 Mitarbeitende, 30 davon würden aus dem Sennhof übernommen.

Das Projekt bringt zudem erhebliche Einnahmen für das einheimische Baugewerbe. Im Projektwettbewerb setzte sich eine rein bündnerische Arbeitsgemeinschaft unter der Führung des Churer Architekturbüros Jüngling und Hagmann durch.

Das neue Gefängnis soll in Cazis unmittelbar neben der offenen Justizvollzugsanstalt Realta entstehen. Synergieeffekte sollen sich positiv auf die Betriebsrechnungen auswirken.

Der Neubau besteht aus einem 200 Meter langer Doppeltrakt mit drei Stockwerken und aus weiteren Betriebsgebäuden. Insgesamt soll auf dem sieben Hektaren grossen Gefängnisareal eine Gebäudenutzfläche von 11'000 Quadratmetern entstehen.

Falls der Grosse Rat das Projekt und den Kredit genehmigt, fahren im Herbst 2016 die Bagger auf. Die ersten Insassen könnten im Juni 2019 einziehen.

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