Von Niklaus Wächter

HOCHDORF LU – Ramona (15) bezahlte mit dem Leben, dass sie zu Kushtrim (16) ins Auto stieg. Gestern stand der Todesraser vor Gericht. Ramonas Mutter wartete schon auf ihn.

«Ich will diesem jungen Mann in die Augen sehen», sagte Ramona H.s Mutter vor dem Gerichtssaal. Sie wartete vergebens. Das Gericht schirmte Kushtrim ab.

Zum Drama kams am Samstag, 15. Oktober 2005.

Morgens um 3.40 Uhr donnert ein VW Passat Kombi eingangs Hochdorf in eine Hausfassade und geht in Flammen auf. Später kommt aus: Der jugendliche Fahrer Kushtrim H. war bei dichtem Nebel innerorts mit rund 120 Sachen auf den Kreisel zugerast und hatte dann die Kontrolle über das Fahrzeug verloren.

Seine drei etwa gleichaltrigen Mitfahrerinnen werden beim Unfall schwer verletzt. Ramona H. erleidet so schwere Kopfverletzungen, dass sie Stunden später im Spital stirbt.

Der Serbe Kushtrim H. ist nicht der einzige Jugendliche, der in jener Nacht mit einem Auto illegal unterwegs war.

Mit seinem Landsmann Liridon K. (14) hatte er sich ein Autorennen durch Nacht und Nebel geliefert «Und dabei bei einem Überholmanöver gegen 200 km/h erreicht», sagte Jennifer L. aus. Der Wagen gehörte dem Vater eines türkischen Kollegen. Er hatte die Schlüssel dem Vater geklaut.

Liridon K., hatte die Autoschlüssel seines Vaters kopieren lassen und dessen Wagen benutzt. Später wurde er von der Jugendanwaltschaft mit einer Arbeitsleistung bestraft. Eine Erziehungshilfe wurde angeordnet.

Kushtrim H. wurde vom Amtsgericht Hochdorf gestern härter angefasst. Die drei Richter verschärften den von der Jugendanwaltschaft beantragten Schuldspruch: Statt bloss wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung verurteilten sie Kushtrim H. wegen eventualvorsätzlicher Tötung und mehrfacher eventualvorsätzlicher schwerer Körperverletzung.

Die Folge für den schwer erziehbaren Serben, der schon in der Schule viel Ärger machte: Mindestens zwei Jahre Erziehungsheim.

«Ich bin zufrieden», sagt Ramonas Mutter, obwohl sie Kushtrim nicht in die Augen sehen konnte. «Ein Richter hat mir versichert, dass das die härteste gesetzlich mögliche Massnahme gegen einen Jugendlichen ist.»